Die Müller-Guttenbrunn Gruppe (MGG) hat immer wieder Grenzen überwunden – natürlich auch Staatsgrenzen. So begann man bereits vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, sich in Osteuropa zu engagieren, später zu etablieren. Heute sind die Firmen der MGG in Zentral- und Osteuropa Vorreiter im Recyclingbereich. Aktuell verfügt Müller-Guttenbrunn in Tschechien, Ungarn und Rumänien über Produktionsstandorte.
In Rumänien, wo die Wurzeln der Familie Müller-Guttenbrunn liegen, betreibt man zwei Hauptstandorte: Frumuseni in der Nähe von Arad, nur 17 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt im Westen und Braşov im Zentrum des Landes. Vom Haupt-Standort in Frumuseni nicht weit von Arad entfernt werden auch noch zwei weitere Produktionsstandorte – Temeswar und Arad – verwaltet. Rund 520 Mitarbeiter beschäftigen die MGG-Firmen summa summarum in Rumänien (www.remat-mg.ro). Wie in Österreich versucht man auch dort, die einzelnen Produktionsorte als Kompetenzzentren zu etablieren. „In Frumuseni haben wir 2012 eine zusätzliche Produktionsanlage in Betrieb genommen. Dadurch wurde dort die Produktionskapazität für Elektro- und Elektronikschrott und die Verwertung von Kabeln enorm gesteigert“, erklärt Finanzvorstand Michael Kimmeswenger. Er ist als Direktor für Zentral- und Osteuropa die Schnittstelle zwischen der Eigentümerfamilie und den einzelnen Unternehmen in Zentral- und Osteuropa. Dabei kommt ihm vor allem die Aufgabe zu, zwischen den einzelnen Partnern zu koordinieren: „Es ist zum Beispiel vor Investitionen wichtig, Kontakt zwischen den technischen Abteilungen im Ausland und in Österreich herzustellen. Dadurch soll bereits vorab der nötige Erfahrungsaustausch erfolgen.“
Gesamtdienstleister sind gefragt
Das gilt auch für die Standorte Mü-Gu Kft. (www.mugu.hu) in Budapest (mit 65 Mitarbeitern) und Metfer (www.metfer.cz) im tschechischen Pilsen (mit 21 Mitarbeitern). Waren die Töchterunternehmen in den Anfangsjahren hauptsächlich Materiallieferant für die MGG-Werke in Österreich, so wird mittlerweile viel Material direkt vor Ort recycelt. Dennoch erwähnt Kimmeswenger, dass ein wesentlicher Anteil des Kupfermaterials, das in Österreich verkauft wird, aus Mittel- und Osteuropa stammt. Die Unternehmen vor Ort müssen jedoch auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren. Wurde etwa in Rumänien in den Anfangsjahren vorwiegend Abbruchmaterial von abgerissenen Fabriken und alten Gebäuden verarbeitet, gilt es heute Abfall von Industrie- und Handelsunternehmen aufzuarbeiten. CEE-Direktor Michael Kimmeswenger erläutert dazu: „Viele Lieferanten wünschen sich einen Gesamtdienstleister, der den gesamten Abfall – also auch Papier, Industrieabfälle usw. – entsorgt. Das stellt uns natürlich vor besondere Herausforderungen.“
Vertrauen als wichtige Voraussetzung
Neben stetigen, oft rasanten Veränderungen gilt es auch, unterschiedliche Mentalitäten zu beachten. „Die Leute in diesen Ländern sind oft enttäuscht worden – so auch von West-Europäern, die hier das schnelle Geld machen wollten. Daher braucht es Zeit und Mühe, das Vertrauen der Kollegen, Lieferanten, Kunden oder anderer Geschäftspartner zu gewinnen“, berichtet Michael Kimmeswenger über seine eigenen Erfahrungen. Daher lässt man in der MGG nichts unversucht, um genau diese Vertrauensbasis zu schaffen. So etabliert man in allen Töchterunternehmen Müller-Guttenbrunn-Standards – das heißt, man achtet unter anderem auf Sozialstandards, Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz und natürlich Umweltstandards, die weit über den lokalen gesetzlichen Rahmen hinausgehen. Dennoch ist es vielfach schwierig, genügend Fachkräfte in diesen Ländern zu finden, da die jungen, gut ausgebildeten Menschen oft ins Ausland abwandern.
Eine weitere große Herausforderung ist der geregelte Informationsfluss innerhalb der Gruppe. Um dies zu verbessern, wurde vor kurzem konzernweit eine einheitliche Buchhaltungssoftware (Finanz- und Anlagenbuchhaltung) implementiert. Das Besondere daran: Diese Software liefert für die Verantwortlichen im Konzern einheitliche Daten, berücksichtigt jedoch vor Ort die lokalen Anforderungen in den einzelnen Ländern.
Neue Vorhaben
Überhaupt nimmt die Müller-Guttenbrunn Gruppe viele neue Aufgaben in den einzelnen Ländern in Angriff. In Rumänien ist es der dortigen Geschäftsführung gelungen einen langfristigen Großauftrag im Bereich E-Schrott-Recycling an Land zu ziehen. Daher wurde und wird die Anlage in Frumuseni entsprechend erweitert. In Ungarn arbeitet man aktuell an der Modernisierung des in die Jahre gekommenen Fuhrparks. Zudem soll der Nichteisen-Metallbereich in Budapest durch verbesserte Anlagen noch weiter ausgebaut werden. Am erfolgreichen ungarischen Beispiel orientiert man sich auch in Tschechien. Dort soll ebenfalls eine Nichteisen-Metallabteilung etabliert werden. Um die Logistik zu optimieren wurde in Pilsen gerade eine Metallpresse installiert.
Die Müller-Guttenbrunn Gruppe will mit diesen Aktivitäten ihre führende Rolle am Recycling-Markt in den Ländern stärken. Das könne aber nur gelingen, indem man an gemeinsamen Zielen arbeite, bekräftigt CEE-Direktor Michael Kimmeswenger. Schließlich will man bei Müller-Guttenbrunn auch in Zukunft Grenzen überwinden.