Dietmar Berger zeichnet als Geschäftsführer für die kaufmännische Seite bei Metall Recycling Mü-Gu und Metran Handel verantwortlich. Im Interview spricht er über die schnelllebige Zeit, persönliches Vertrauen sowie aktuelle und zukünftige Pläne.
Herr Berger, der Ein- und Verkauf ist wohl in jedem Unternehmen wichtig. Wie ist der Ein- und Verkauf bei Metall Recycling Mü-Gu aktuell aufgestellt?
DIETMAR BERGER: Für unser Unternehmen ist der Einkaufsbereich ganz entscheidend, um am Ende auch entsprechende Mengen an Recyclingmaterial verkaufen zu können. Aus diesem Grund ist unser fünfköpfiges Außendienstteam im In- und Ausland unterwegs. Mit den Zulieferern wird direkt vor Ort über Preise und Mengen verhandelt. Besonders spannend ist bei uns, dass unsere Außendienstler gleich für zwei Unternehmen der Müller-Guttenbrunn Gruppe – nämlich Metall Recycling Mü-Gu und Metran – einkaufen. Daher arbeite ich sehr eng mit Martin Kriegl, dem Geschäftsführer von Metran Handel, zusammen. Wir sehen uns als eine Einheit und agieren auch so, weshalb alles sehr vernetzt ist.
Das heißt, der persönliche Kontakt spielt eine große Rolle?
DIETMAR BERGER: Ganz genau. Der direkte Draht zu den Lieferanten und Kunden ist das, was wir täglich pflegen. Das bedeutet nicht nur zu reisen, sondern auch oft zu telefonieren und viele E-Mails zu schreiben. Heutzutage erwartet jeder sofort eine Antwort. Wenn wir nicht erreichbar sind, wird sofort jemand anders kontaktiert. Alles ist sehr schnelllebig geworden. Das hat wohl auch damit zu tun, dass Metalle zu Börsenpreisen gekauft und verkauft werden. Die Preise ändern sich mittlerweile manchmal im Minuten-Takt.
Alles kann man aber dann nicht persönlich abwickeln?
DIETMAR BERGER: Klar, im täglichen Geschäft wird vieles über das Telefon vereinbart. Da basiert dann vieles auf Vertrauensbasis. Ein solches Vertrauensverhältnis muss man aber über Jahre aufbauen. Daher habe ich, als ich im Dezember 2009 in die Geschäftsführung gekommen bin, zu Beginn sehr viel Außendienst verrichtet. Dadurch haben wir den Großteil unserer Partner persönlich kennengelernt und wissen nun, mit wem wir telefonisch Geschäfte machen können.
Sie haben zuvor ja im Vertrieb der Mastercard-Kreditkarte von Europay gearbeitet. Wie schwierig war die Umstellung, als Sie 2007 nach Amstetten gekommen sind?
DIETMAR BERGER: Es ist natürlich ein ganz anderes Metier. Ich hatte allerdings das Glück, viel von Urgestein Michael Grimm, der damals den Ein- und Verkauf geleitet hat, lernen zu dürfen. Ihn kann ich auch heute noch fragen, wenn ich besondere Informationen aus der Geschichte benötige. Zu Beginn habe ich auch Anrufe von der Kasse beantwortet und habe direkt am Schrottplatz Material von Lieferanten übernommen. Dort ist dann auch gleich um den Preis gefeilscht worden. Das war auf alle Fälle eine gute Schule.
Sie haben jetzt schon mehrfach das Wort „Team“ betont. Wie koordiniert sich das Team intern?
DIETMAR BERGER: Es gibt jede Woche eine Einkäuferbesprechung. Dabei berichtet die gesamte Außendienstmannschaft von ihren Markteindrücken. Diese Besprechung dient als Schnittstelle zwischen Einkauf und Verkauf. Da es oft deutliche Unterschiede auf einzelnen Märkten gibt, sind diese Berichte immer interessant. Zum erweiterten Team, wenn man das so sehen möchte, zählen auch unsere Niederlassungen im Ausland. Daher versuchen wir, mit ihnen ebenfalls eng zusammenzuarbeiten und uns regelmäßig auszutauschen.
Mit so vielen Kontakten im In- und Ausland sitzen Sie bestimmt nicht immer an Ihrem Schreibtisch, oder?
DIETMAR BERGER: Nun ja, ich würde sagen, 30 Prozent meiner Arbeitszeit bin ich unterwegs.
Sie haben vorhin die sich oft rasch ändernden Preise angesprochen. Kann man da überhaupt langfristige Verträge abschließen?
DIETMAR BERGER: Die Zugänge sind hier ganz unterschiedlich. Die meisten Verträge sind eher kurzfristiger Natur. Dabei arbeiten wir vielfach mit Erfahrungswerten, wenn es um den Preis geht. Dennoch gibt es auch Quartalsverträge und selten – aber doch – Jahresverträge. Spekulation hat auf alle Fälle nichts in unserem Tagesgeschäft zu suchen! Leider gibt es auch den Trend, einfach E-Mails mit Angeboten an zehn potenzielle Käufer gleichzeitig zu senden, um den besten Profit zu erzielen. Diese Preis-Schlacht ist nicht unser Stil. Wir setzen auf langfristige, persönliche Kontakte. Aus manchen haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt.
Wie fährt man aktuell mit dieser Strategie?
DIETMAR BERGER: Das erste Quartal 2017 ist gut verlaufen. Wir versuchen mit unseren Technikern in der Müller-Guttenbrunn Gruppe das Portfolio vor allem in puncto Kunststoff zu erweitern. Unser Ziel ist es, in Niederösterreich eine Hartkunststoff-Sammlung zu etablieren. Hartkunststoffe werden bis dato verbrannt, doch nun können wir diese separieren und recyceln. Diese Möglichkeit muss man unbedingt nutzen! Zudem sind wir als E-Schrott-Recycler hervorragend am Markt positioniert. Wir sind schon längst kein klassischer Schrotthändler, der am Ende der Verwertungskette steht, mehr. Als Müller-Guttenbrunn Gruppe beschreiten wir den umgekehrten Weg und sehen uns am Beginn der Kreislauf-Rohstoffkette. Für einen rohstoffarmen Industriestandort wie Europa ist das für die Zukunft entscheidend.
Dahinter steckt viel persönlicher Einsatz aller Beschäftigten bei Müller-Guttenbrunn. Was macht für Sie die Arbeit in dieser Unternehmensgruppe aus?
DIETMAR BERGER: Das Tolle ist, dass die Müller-Guttenbrunn Gruppe im Kern ein Familienbetrieb geblieben ist. Wir haben sehr kurze Wege. Das macht Entscheidungen einfach und unkompliziert und verschafft uns einen klaren Wettbewerbsvorteil. Zudem blicken unsere Mitarbeiter über den eigenen Tellerrand hinaus. Jeder steht sofort mit Rat und Tat zur Seite, wenn er gebraucht wird. Man kann hier etwas bewegen – das ist das Schöne an der Arbeit bei Müller-Guttenbrunn.