Seit elf Jahren verfügt das Kunststoff-Recycling-Werk von MBA Polymers in Kematen über eine Betriebsfeuerwehr. Diese musste bisher zum Glück hauptsächlich bei technischen Einsätzen ihr Können unter Beweis stellen. Das wichtigste Unterfangen von Kommandant Sonja Dattinger und ihrer Truppe: Den Fall der Fälle zu vermeiden.
In voller Montur huschen die Feuerwehrmänner an diesem sommerhaften Nachmittag über das Werksgelände von MBA Polymers. „Wasser marsch“, ertönt es im lauten Befehlston. Sekunden später ergießt sich bereits ein weißes Schaumgemisch über die Wand der neuen Lagerhalle. Jeder Handgriff muss sitzen, sonst könnte das böse Folgen haben – vielleicht nicht heute, aber im Ernstfall. Zum Glück ist es nur eine Simulation. Kein Feuer weit und breit, nur die Sonne brennt zeitweise vom Himmel herunter.
500.000 Liter Wasser für den Ernstfall
Mitten im Geschehen ist auch Oberbrandinspektor Sonja Dattinger. Seit fünf Jahren leitet sie als Kommandant die Betriebsfeuerwehr bei MBA Polymers. Sie weiß, wenn es zum Ernstfall kommt, muss es schnell gehen. „Die ersten Minuten sind besonders entscheidend. Brände mit Recycling-Kunststoffen, die hier produziert werden, müssen am besten binnen einer Viertelstunde gelöscht werden“, erklärt sie. Für einen solchen Ernstfall lagern auf dem gesamten Areal des Kunststoff-Recycling-Unternehmens 500.000 Liter Wasser, verteilt in sieben Zisternen.
Bisher gab es glücklicherweise noch keinen derartigen Brand, doch genau dafür wird regelmäßig geübt. Eines muss dabei immer mitberücksichtigt werden: der Schichtbetrieb.
Schließlich arbeitet der Großteil der 43 Feuerwehrmännern und -frauen in der Produktion. Damit die Übungen den Produktionsfluss im Werk nicht beeinträchtigen, stimmt man sich mit der Produktionsleitung genau ab. So sind auch an diesem heißen Tag MBA-Mitarbeiter von zwei Schichten dabei, als sich bei der Übung der Betriebsfeuerwehr alles um verschiedene Schaumlöschmittel dreht.
Das Spezialfahrzeug auf Rollen
Ein Feuerwehrauto sucht man bei der Übung vergebens. Dafür ist die MBA-Betriebsfeuerwehr mit einem „Spezialfahrzeug“ ausgestattet: ein Tragkraftspritzen-Rollcontainer. Die Spezialanfertigung aus der Südsteiermark wurde nötig, nachdem das MBA-Werk bei der letzten Erweiterung um eine neue Lagerhalle und einen weiteren Extruder ergänzt wurde. Mit seinen zwei Schnellangriffseinrichtungen kann das vorgeschriebene Schutzziel in der Erstphase erreicht werden.
Damit das klappt, trainiert man bei dieser Übung auch die essenziellen Handgriffe und Kommandos. Doch ebenso wichtig ist für Kommandant Sonja Dattinger der präventive Brandschutz. Hier bringen die Mitglieder der Betriebsfeuerwehr ihr ganzes Wissen ein, um einen Ernstfall bereits im Keim zu ersticken. So wurde etwa das ursprüngliche Brandschutzkonzept völlig überarbeitet. Zudem bespricht man jeden Monat eventuelle Verbesserungen mit dem MBA-Brandschutzbeauftragten und stimmt sich mit der Geschäftsführung ab. „Hier hat sich in den letzten Jahren vieles in die richtige Richtung entwickelt“, befindet Sonja Dattinger und konzentriert sich wieder auf die Übung.
Vorschrift ist Vorschrift
Ein wichtiges Faktum: Die Betriebsfeuerwehr von MBA Polymers ist eine von fünf Betriebsfeuerwehren in Niederösterreich, die behördlich vorgeschrieben sind. Ohne sie würden die Produktionsanlagen im MBA-Werk in Kematen stillstehen. Doch zum Glück laufen die Maschinen einige Meter entfernt reibungslos auf Hochtouren, während am Übungsareal der Schaumteppich immer höher wird. Die Mitglieder der Betriebsfeuerwehr haben an diesem Nachmittag wieder einige wichtige Lektionen gelernt. Dennoch hoffen alle, dass man das erworbene Wissen auch weiterhin nur bei Simulationen anwenden muss.