Cornelia Wieser nimmt das aufbereitete Recycling-Material beim MGG-Betrieb Metran besonders genau unter die Lupe. Sie sortiert, zerkleinert und analysiert große und kleine Teile – und weiß genau, womit sie es zu tun hat. Beim Staffelinterview für den MGG-Newsletter gab die 24-Jährige einen Einblick in ihre Arbeitswelt.
Frau Wieser, Sie sind für die Laboranalysen bei Metran verantwortlich. Was machen Sie genau?
Wieser: Grob gesagt, analysiere ich unterschiedliche Materialproben – vom E-Schrott bis zu Fraktionen unserer Kunststoff-Sortier-Anlage. Diese Proben können zum Beispiel von einem Sortiervorgang unserer Maschinen stammen. Hier prüfe ich, ob die Maschinen richtig eingestellt sind und die Trennung korrekt funktioniert. Die Proben können ebenso aus einem Big-Bag eines Endproduktes stammen. Mit diesen Analysen kontrolliere ich, ob die Qualität, die wir unseren Kunden garantieren, auch wirklich passt.
Welche Verfahren wenden Sie dabei an?
Wieser: Es kommen qualitative und quantitative Verfahren zur Anwendung. Besonders die quantitativen Auswertungen können aufwändig sein – etwa wenn größere Fraktionen von Hand sortiert werden müssen.
Wie viele Teile kann so eine Probe umfassen?
Wieser: Die bisher umfangreichste Analyse hat 20.000 Teile umfasst und war im Rahmen eines Projektversuches. Aus jedem Big-Bag mit verkaufsfertigem Material entnehme ich natürlich eine wesentlich kleinere, aber dennoch repräsentative Probe.
Alles machen Sie aber nicht von Hand, schließlich haben Sie in Ihrem Labor auch zahlreiche Maschinen zur Verfügung…
Wieser: Das stimmt – so habe ich etwa ein Infrarot-Spektrometer. Damit kann ich den Kunststoff bestimmen, aus dem ein Teil besteht. Bis es allerdings soweit ist, werden die Teile einer Probe eben von Hand und mit Hilfe einer Sink-Schwimm-Analyse aussortiert.
Wie funktioniert diese Sink-Schwimm-Analyse?
Wieser: Hier kommt keine High-Tech-Anlage zum Einsatz, sondern ich verwende normale Kübel. In diesen befinden sich Wasser-Salz-Gemische mit unterschiedlicher Dichte. Teile aus Materialien mit niedriger Dichte schwimmen obenauf und können einfach herausgefischt werden. Material mit höherer Dichte sinkt zu Boden. So einfach lassen sich zum Beispiel unterschiedliche Kunststoffgruppen trennen.
Sie untersuchen aber auch ganz feine Teile – oder?
Wieser: Ja, ich analysiere ebenso Teilchen in der Größe von 0 bis 1 Millimeter. Dazu habe ich zwei Schneidmühlen, die mir größere Teile zerkleinern, und einen Siebturm, der mir die unterschiedlich kleinen und feinen Teile aussortiert. Das Pulver, das am Ende herauskommt, wird dann zu Tabletten gepresst und in einem Röntgenspektrometer auf die Zusammensetzung untersucht. Bei den kleinen Teilen ist es wichtig, besonders achtsam und genau zu arbeiten. Das macht es allerdings auch spannend, denn ich kann auch bei den feinsten Partikeln exakt bestimmen, mit welchen Materialien wir es zu tun haben. Mit dem Gerät kann man die unterschiedlichsten Proben messen – zum Beispiel zerkleinerte und pulverisierte Leiterplatten um den Wert einer Printplatte festzustellen. Mit einem simplen Blick auf einen Berg oder auch nur einer Handvoll dieser Teile ist das natürlich nicht möglich.
Bei diesen Analysen gibt es doch bestimmt auch außergewöhnliche Herausforderungen?
Wieser: Diese gibt es – wie überall – selbstverständlich auch hier. Ich arbeite etwa an vielen spannenden Projekten mit. So habe ich bereits viele Analysen aus Testläufen zur Aufbereitung von Kühlschränken, Bildschirmgeräten oder Hartkunststoffen vorgenommen. Ebenso untersuche ich Proben von Metall-Recycling Mü-Gu in Amstetten oder externen Kooperationspartnern der Müller-Guttenbrunn Gruppe. Da ist es immer besonders spannend, ob alles so funktioniert, wie es sein soll.
Gibt es im Labor eigentlich einen typischen Tagesablauf?
Wieser: Die Tage können sehr unterschiedlich verlaufen. Oft habe ich mir einen Plan zurechtgelegt und plötzlich kommt ein Kollege und hätte gerne eine spezielle Probe, die dann Priorität hat. Dann sind sämtliche Planungen hinfällig. Zudem vertrete ich auch Kollegen als Anlagenfahrerin auf der Kunststoff-Sortier-Anlage – da ist es oft interessant zu analysieren, ob die Anlage auch korrekt eingestellt ist.
Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen, in so einem Labor zu arbeiten?
Wieser: Ich wollte immer schon in einem Labor tätig sein. Als sich 2013 nach meiner Matura an der HLW in Weyer die Möglichkeit geboten hat, hier bei Metran anzufangen, habe ich die Chance ergriffen. Da es vorher kein Labor gegeben hat, habe ich mir erst einmal das notwendige Know-how aneignen müssen. Das heißt, ich habe gelernt, mit den einzelnen Maschinen umzugehen und mir das gesamte Labor so einzurichten, dass es nun reibungslos funktioniert. So soll es auch bleiben!
Ein gutes Schlusswort für unser Staffelinterview. Vielen Dank für den spannenden Einblick in die Laborarbeit bei Metran und weiterhin viel Erfolg.