Auch im heurigen Winter ging der IERC, der Internationale Elektronic-Recycling-Congress, von 18. bis 20. Jänner in Salzburg über die Bühne. Rund 400 Teilnehmer vor Ort und Online diskutierten dabei die aktuellen Herausforderungen der Branche. Dieses jährliche Treffen findet bereits seit Anfang der 2000er Jahre statt, früher in Basel, Hamburg und Davos und seit 14 Jahren nun in Salzburg. Von Beginn an sind Vertreter der Müller-Guttenbrunn Gruppe als Teilnehmer, Diskutanten und Inputlieferanten dabei federführend involviert – allen voran Chris Slijkhuis, der sich im Namen von MGG seit fast zwei Jahrzehnten als Experte im Bereich der europaweiten E-Schrott-Verwertung einbringt.
Der IERC-Kongress wird hauptsächlich von Recyclern und der Zulieferindustrie zum Netzwerken verwendet, was Slijkhuis mit einem lachenden und einem weinenden Auge bewertet: „Natürlich ist es gut, wenn wir uns in der Branche europaweit und international regelmäßig austauschen und abstimmen. Ich finde es aber ein wenig schade, dass immer weniger Hersteller bei dieser Veranstaltung mit an Bord sind. Denn gerade jene Unternehmen, welche das recycelte Material wieder in den Wirtschaftskreislauf bringen, sind essentiell.“
Die „Kreislaufwirtschaft“ war beim IERC 2023 auch das vorrangige Thema, zu dem es mehrere Diskussionsrunden und Vorträge gab. Rund um die „Circular Economy“ wurden die politischen Aspekte erläutert, die Standpunkte der Branche besprochen und technische Weiterentwicklungen präsentiert.
Chris Slijkhuis erhielt den IERC-Honorary Award
Jedes Jahr wird im Rahmen des IERC ein Mitglied der internationalen Recyclingbranche besonders vor den Vorhang geholt und mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Der so genannte Honorary Award, der aufgrund seiner Ausführung als riesige Schweizer Kuhglocke früher als „Cowbell-Award“ tituliert wurde, ging im heurigen Jahr an Chris Slijkhuis von MGG. Nach Christian Müller-Guttenbrunn 2017 ist Slijkhuis der zweite Würdenträger aus der Müller-Guttenbrunn Gruppe, der die berühmte Kuhglocke für seine Förderung des europäischen E-Schrott-Verarbeitungssektors erhielt. Ganz konkret begründete das Komitee den Vergabeentscheid folgendermaßen: „Chris Slijkhuis erhält diese Auszeichnung in Anerkennung seines Lebenswerkes als Experte für Kunststoffrecycling. Er hat sich aktiv für konforme Lösungen eingesetzt und ist mit allen technischen und rechtlichen Aspekten der Endverarbeitungs- und Verwertungsindustrie bestens vertraut. Mit seiner Arbeit hat er während seiner gesamten Laufbahn einen großen Beitrag für unsere Gesellschaft und Industrie sowie für den International Electronics Recycling Kongress geleistet.“
Das aus Holland stammende MGG-Urgestein zeigte sich vor allem überwältigt: „Ich bin nur ein kleines Zahnrädchen im großen Uhrwerk des Kunststoff-Recyclings. Aber gleichzeitig glaube ich, dass diese Entscheidung auch eine Entscheidung für die Belohnung der WEEE-Kunststoffrecyclingindustrie als Ganzes ist, und in diesem Sinne sehe ich diese Auszeichnung auch als eine wunderbare Anerkennung für die Arbeit, die die WEEE-Kunststoffrecycler geleistet haben, um dorthin zu gelangen, wo wir heute sind“, erklärte Slijkhuis in seiner Dankesrede, in welcher er des Weiteren ausführte, dass „die Entwicklung der WEEE-Kunststoffrecyclingindustrie eine faszinierende Geschichte mit vielen Hürden und Problemen, aber auch mit Erfolgen ist. Heute sehe ich die WEEE-Kunststoffrecyclingindustrie immer noch als eine Branche in den Anfängen, aber es ist uns gelungen, Verfahren und einen Markt für Post-Consumer-Recycling-Kunststoffe aus Elektro- und Elektronikaltgeräten zu entwickeln, die wieder in High-Tech-Produkten deren Einsatz finden.“ Sein Dank galt allen, die in dieser Branche tätig sind – loyale Lieferanten, mutige Kunden, innovative und hart arbeitende Kollegen und natürlich die Netzwerke und Verbände der Recyclingindustrie EERA, StEP, EuRIC und BSEF. Zum Schluss seiner Dankesworte wurde Chris Slijkhuis, der sich offiziell seit rund einem Jahr im „Unruhestand“ befindet, sehr persönlich: „Erlauben Sie mir bitte, besonders meiner wunderbaren Frau Elsie zu danken, die heute hier bei mir ist. Sie hat ihre Karriere aufgegeben, um mich ins Ausland zu begleiten. Els erlaubte mir, viel zu viel Zeit fern von zu Hause zu verbringen, und ließ zu, dass ich sogar oft zu Hause arbeitete. Ich bin so froh, dass Sie heute hier ist, damit ich ihr öffentlich sagen kann, wie dankbar ich bin.“
Exkursion in MGG-Werke mit „Wow-Effekt“
Doch die Müller-Guttenbrunn Gruppe stand nicht nur bei den Diskussionsrunden und beim Honorary Award im Zentrum der Aufmerksamkeit der IERC-Teilnehmer. Die drei Werke MGG Metrec, MGG Metran und MGG Polymers waren auch Ziel einer technischen Exkursion für die Kongressteilnehmer. Rund 50 Personen besuchten die Mostviertler Produktionsstandorte von MGG und zeigten sich begeistert: „Ich kann nur sagen: Wow! Wie hier durch die drei Müller-Guttenbrunn-Werke der Recycling-Kreislauf geschlossen wird – vom Schrott bis zum neuen Produkt – ist schon sehr beeindruckend. Durch diese Abbildung des gesamten Recyclingprozesses aber auch durch die enorm hohe Innovationskraft mit der immer wieder neuen Entwicklung und Separations- und Aufbereitungsideen ist MGG in der europäischen Recyclingbranche wahrlich ein Vorreiter“, resümierte ein Exkursionsteilnehmer.