In Amsterdam tauschten sich vor kurzem Experten im Rahmen eines PolyCE-Workshops darüber aus, wie Design dazu beitragen kann, die Verwendung von recycelten Kunststoffen zu stärken. Ebenso wurde darüber debattiert, welche Ansprüche Designer und Hersteller an die wiederverwerteten Kunststoffe stellen. Ein spannendes Wechselspiel, das für eine nachhaltige Zukunft eine entscheidende Rolle spielt.
Ort: Philips Global Headquarter in Amsterdam. Zeit: Mitte September 2019. Ziel: die Erstellung eines Business Case für recycelte Kunststoffe. Mit dabei: Vertreter aus allen Sektoren der Elektronik-Wertschöpfungskette in der EU. So lässt sich der PolyCE-Workshop unter dem Titel „Circular Design of Electrical and Electronic Equipment – die Herausforderung Post-Consumer Recyclingkunststoffe“ in wenigen Worten zusammenfassen.
PolyCE steht übersetzt für „recycelte Hightech-Polymere für die Kreislaufwirtschaft“. In diesem von der EU finanzierten Projekt arbeiten 20 Unternehmen bzw. Organisationen daran, die Wertschöpfungskette für recycelte Kunststoffe in der EU zu stärken. Dies ist angesichts der immer größeren Abfallmengen bei Kunststoffen dringend notwendig!
Spannende Projektpartner
So sind wichtige OEM-Hersteller wie Philips und Whirlpool ebenso an diesem Projekt beteiligt wie auch Forscher des Fraunhofer Instituts und der Universität Leuven. Bei PolyCE sind ebenso mehrere Designhäuser (Pezy Group, Imagination Factory) und natürlich Sammel- und Recyclingorganisationen für Elektro- und Elektronikgeräte-Abfall (Ecodom, Sitraplas) engagiert. Und selbstverständlich ist auch der österreichische Vorreiter MGG Polymers bei diesem Projekt mit an Bord.
Recycling stärken
Die beteiligten PolyCE-Experten wollen die Verwendung von recycelten Kunststoffen forcieren, um gleichzeitig den Verbrauch von neuen Kunststoffen reduzieren zu können. Derzeit versucht man den „missing link“ – also das fehlende Teil – der Kreislaufwirtschaft zu schließen. Dieser „missing link“ ist die Verbindung zwischen Recycler und den Produzenten von Elektrogeräten – im konkreten Fall im Kunststoffbereich. Die Projektpartner tauschen sich regelmäßig darüber aus, wie Elektronikprodukte am besten gestaltet werden können, dass sie einfacher und effektiver recycelt werden können. Zudem sucht man gemeinsam Wege, wie Kunststoffe, die aus WEEE recycelt werden, am besten wieder in neuen elektronischen Geräten verwendet werden können.
Der Workshop im Detail
Um diese Ziele zu verfolgen, trafen sich daher im September über 40 Teilnehmer beim PolyCE-Workshop in Amsterdam. Sie diskutierten konkret darüber, wie Post-Consumer-Recycled (PCR)-Kunststoffe aus Elektronikschrott in Anwendungen und Produkten verarbeitet werden können, die hohe Anforderungen an Ästhetik und Materialqualität stellen. Dazu wurden einige Best-Practice-Beispiele unter die Lupe genommen. Arthur Schwesig von MGG Polymers zeigte einige Beispiele auf, wie PCR-Kunststoffe in Produkten verarbeiteten werden können, die am Markt gut angenommen werden. Mit Chris Slijkhuis präsentierte noch ein zweiter Mitarbeiter aus der MGG-Familie. Als Vertreter des europäischen Verbandes der Elektronik-Recycler (EERA) zeigte er auf, wie die Gesetzgebung die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft behindern kann und welche Maßnahmen notwendig sind, um derartige Schwierigkeiten zu verhindern. Als konkretes Beispiel nannte er die internationale Uneinigkeit bei den Flammhemmern in Altkunststoffen, die im vergangenen Jahr viele Probleme geschaffen hat.
Es wurden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie der Markt für recycelte Kunststoffe belebt werden kann. So sollen Unternehmen ermutigt werden, mehr recycelte Kunststoffe in ihren Produkten zu verwenden. Neben zeitgerechter Lieferung in ausreichenden Mengen muss bei der Verwendung von PCR-Kunststoffen auch stets berücksichtigt werden, dass die technischen Eigenschaften der Materialien gegenüber Neuware so wenig wie möglich abweichen. Aus diesem Grund ist Erfahrungsaustausch ein entscheidender Erfolgsfaktor in den verschiedenen Designphasen.
In verschiedenen Arbeitsgruppen befasste man sich mit neuen Designs mit PCR-Kunststoffen. So präsentierte etwa die Universität Gent einige überzeugende Testproben der verschiedenen Polymere, die derzeit in Europa recycelt werden. Dabei wiesen die Vertreter aus Gent auf viele der zu berücksichtigenden Designentscheidungen – Oberflächenbeschaffenheit, Verbindungsmechanismen, physikalische Eigenschaften und so weiter – hin.
Jede Menge Potenzial
Der Workshop in Amsterdam zeigte das Potenzial des Designs mit recycelten Kunststoffen bei neuen Elektro- und Elektronikgeräten (EEE) auf. Ebenso lieferte dieser Workshop überzeugende und wirtschaftlich fundierte Argumente, warum der Einsatz von recycelten Kunststoffen ökologisch und besonders auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Die wichtigste Erkenntnis: Die Hürden für den Einsatz der PRC-Kunststoffe in neuen hochwertigen Elektro- und Elektronik-Produkten können überwunden werden – vor allem mit durchdachtem Design!