Die Müller-Guttenbrunn Gruppe arbeitet seit geraumer Zeit daran, technische Kunststoffe wie Polycarbonat, PC/ABS oder Polyamide zu recyceln. Für den Erfolg sind jedoch nicht nur umfangreiche Experimente, technologische Quantensprünge oder neue, moderne Anlagen notwendig.
Besser zu werden, ist nicht verboten und schon gar nicht in der Müller-Guttenbrunn Gruppe! „Wir verfolgen keine strikte Struktur, wie in unseren Firmen Innovation zu geschehen hat. Es sind vielmehr die Ideen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere Möglichkeiten, neue Türen zu öffnen und neue Ansätze meist rasch ausprobieren zu können in Kombination mit einem Austausch mit der Wissenschaft – dies sind die Pfeiler unserer Innovationsleistung“, erklärt Günther Höggerl, zuständig für Forschung und Entwicklung in der Müller-Guttenbrunn Gruppe (MGG).
Technische Kunststoffe im Visier
Aktuell beschäftigt man sich vor allem im Kunststoff-Bereich mit neuen Recycling-Ideen. Als Vorreiter im Recycling von Kunststoffen aus komplexen Abfallströmen ist Müller-Guttenbrunn mit der Firma MBA Polymers bereits seit über 10 Jahren in der Lage, Kunststoffe wie PP (Polypropylen), ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) und PS (Polystyrol) sortenrein zu separieren und die daraus gewonnenen Granulate wieder am Markt zu platzieren. Damit können bisher schon die Hälfte der im E-Schrott befindlichen Kunststoffe als Sekundärrohstoff wiedergewonnen werden.
Mit der gesammelten Erfahrung und dem aufgebauten Know-how der letzten Jahre folgt nun der naheliegende nächste Schritt- die Separation weiterer Kunststoffsorten, sowohl aus dem E-Schrott als auch aus anderen Abfallströmen. Die technologischen Herausforderungen einerseits und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen andererseits erlauben es aber nicht, alle vorhandenen Kunststoffsorten zu separieren – wieder waren Schwerpunkte zu setzen. Aus diesem Grund konzentrierten sich die Mitarbeiter in den MGG-Firmen Metran und MBA Polymers in Kematen in ihren Überlegungen vor allem darauf, Trennverfahren für die Kunststoffe PC (Polycarbonat), PC/ABS (Polycarbonat/Acrylnitril Butadien Styrol) und Polyamid zu konzipieren.
Die Verfahren nutzen im Wesentlichen die Informationen des elektromagnetischen Wellenlängenspektrums und wurden in langer Zusammenarbeit mit Herstellern und unter Einbringung von zusätzlichem Wissen (z.B. aus dem Bergbaubereich) zur Produktionsreife gebracht.
Mehrere Erfolgswege
„Ein Sprichwort sagt: Viele Wege führen nach Rom. Wir haben also oft mehrere Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen. Jede Möglichkeit selbst bietet dann ihre eigenen Vor- und Nachteile“, so Höggerl und meint damit die unterschiedlichen Recyclingverfahren, die bei Metran und MBA Polymers angewendet werden. Die bei Metran angewandte Technologie ist flexibel aufgebaut, kann verschiedene Kunststoffsorten erkennen und bei Bedarf separieren. Es stößt jedoch bei dunklen Kunststoffen an seine Grenzen. Im Nachbarwerk MBA Polymers hingegen kann die angewendete Trenntechnologie auch dunkle Kunststoffe separieren. Allerdings ist dieses Verfahren ganz bewusst auf die Separation einer bestimmten Kunststoffsorte (PC/ABS) optimiert. Wie vieles in der Müller-Guttenbrunn Gruppe ergänzen sich so zwei Verfahren in Summe und ermöglichen damit sinnvolles und wirtschaftliches Recycling.
Neuer Extruder bei MBA Polymers
Bei Müller-Guttenbrunn wird auch beständig daran gearbeitet, die Prozessqualität im Kunststoffrecycling zu verbessern. So wurde im Werk von MBA Polymers in Kematen ein neuer, vierter Extruder in Betrieb genommen. Dieser stellt eine Weiterentwicklung der bestehenden Anlagen dar und ermöglicht durch ein innovatives Verfahrenskonzept eine verbesserte Homogenisierung der recycelten Kunststoffe. Mittels flexibel einsetzbaren Dosiersysteme können darüber hinaus gezielt eigenschaftsverbessernde Zusätze (Additive) zugegeben und damit auf besondere Kundenwünsche eingegangen werden. In Zukunft soll der neue Extruder nicht nur recyceltes PC/ABS aufbereiten, sondern auch andere technische Kunststoffe.
Pionierarbeit an mehreren Fronten
Einer der größten Vorteile für recycelte Kunststoffe ist deren wesentlich bessere Ökobilanz. Ein wichtiger Punkt wenn es darum geht, die Belastungen für unserer Umwelt so gering wie möglich zu halten. Eine eigens für das Kunststoffrecycling der MGG erstellte Studie eines Schweizer Institutes zeigt, dass die Recyclingkunststoffe gegenüber Neukunststoffen 6- bis 10-mal ökologisch besser sind.
Darüber hinaus fördert das Konzept der Kreislaufwirtschaft („circular economy“) den stärkeren Einsatz von Sekundärrohstoffen. Daher ist sich Höggerl sicher: „In Europa werden jährlich mehr als 48 Millionen Tonnen Kunststoffe benötigt – das ist ein Vielfaches von den Bedarfen an Aluminium oder Kupfer! Die Forderung nach mehr Kreislaufwirtschaft wird daher die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen mittel- bis langfristig stark erhöhen.“
Noch ist es aber nicht so weit. Viele Firmen vertrauen immer noch stark auf die Verwendung von Neuware und sind gegenüber dem Einsatz von Recyclingkunststoffen zurückhaltend. In vielen Fällen aufgrund der Produktanforderungen, häufig aber wegen des geringen Vertrauens in die Materialeigenschaften und in die Versorgungssicherheit von Recyclingkunststoffen. „Mit den bei MGG installierten Verfahren sind wir ab sofort in der Lage, unseren Kunden genau diese Sicherheit – konstante Mengen in gleichbleibender Qualität – zu bieten. Das Ziel, das wir verfolgen, ist eine ständige Erweiterung der Angebote – das betrifft sowohl die einzelnen Kunststoffsorten, als auch die verfügbaren Mengen“, blickt Höggerl optimistisch in die Zukunft.
Daran – und an einigen weiteren spannenden Projekten – arbeitet man in der Müller-Guttenbrunn Gruppe bereits. Denn besser zu werden, ist nicht verboten.