Ein bisschen Praxis ist bekanntlich oft viel verständlicher als jede Menge graue Theorie. Daher bekamen Anfang Juni 13 Schüler der HTL Waidhofen/Ybbs Einblicke aus nächster Nähe, wie in der Müller-Guttenbrunn Gruppe (MGG) aus Abfällen neue Rohstoffe gewonnen werden. An den drei Mostviertler MGG-Standorten Metrec, Metran und Polymers erfuhren die HTL-Schüler spannende Details – und die jungen Gäste hatten selbstverständlich ebenfalls interessante Fragen mit im Gepäck.
Mittlerweile hat der Besuch der HTL Waidhofen bei MGG bereits Tradition. „Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen können, den jungen Menschen Themen wie Recycling und Nachhaltigkeit näherbringen zu dürfen. Anhand unserer drei Werke erfahren sie, wie man Ressourcen im Kreislauf halten kann – und natürlich auch, welche Funktion jedes einzelne Werk bei uns in der Müller-Guttenbrunn Gruppe hat“, erklärt MGG-Geschäftsführer Christian Müller-Guttenbrunn.
Drei spannende Besichtigungen
Los ging es für die 13 HTL-Schüler bei MGG Metrec in Amstetten, wo auch der Recycling-Verwertungsprozess vieler Materialien in der Müller-Guttenbrunn Gruppe beginnt. So erfuhr die Exkursionsgruppe, dass bei MGG Metrec Altautos angenommen, von Schadstoffen befreit und mit einem Schredder zerkleinert werden. Selbiges gilt auch für Haushalts- und Elektroschrott. Der daraus gewonnene Eisenschrott wird per Bahn zur weiteren Verarbeitung in die Brennöfen der Stahlwerke geliefert.
Fundstück ohne Geldwert
Die Gäste erfuhren ebenso, was mit den Nicht-Eisen-Fraktionen in den unterschiedlichsten Größen, die aus dem Auto- bzw. Elektro-Schredder kommen, anschließend passiert: Diese werden zur weiteren Aufbereitung zu MGG Metran transportiert. Das MGG-Werk in Kematen war der nächste Halt für die Schüler, die vor allem von den unterschiedlichsten Trennsystemen und den dabei verwendeten Maschinen fasziniert waren. Sie erfuhren, welche physikalischen Gesetze angewendet werden, um wirksame Trennmechanismen zu ermöglichen. Bei den unterschiedlichen Fraktionen, die durch die einzelnen Separationsschritte entstehen, gab es auch den einen oder anderen „Sensationsfund“ – etwa „No Cash“- Münzen, mit denen man verschiedenste Automaten und Waschanlagen befüllt.
In den letzten Jahren werden auch immer mehr Kunststofffraktionen bei MGG Metran gewonnen. Diese werden zur Weiterverarbeitung an MGG Polymers transferiert. Das benachbarte Werk war auch die dritte und letzte Station der Waidhofner Schüler bei ihrer Exkursion. Hier erfuhren die Jugendlichen, dass das Werk auf die Verwertung von Kunststoffen aus Elektro- und Elektronikabfällen spezialisiert ist. Nachdem Störstoffe wie Flusen, Schaumstoff, Gummi, Holz, etc. abgetrennt sind, werden die Zielkunststoffe ABS, PS, PC-ABS und PP sortenrein getrennt und extrudiert. Die gewonnenen Kunststoffe werden schlussendlich als Granulat in unterschiedlichen Varianten verpackt und an Kunden verkauft, die daraus wieder neue Produkte herstellen können.
Vom Abfall zu neuen Sekundär-Rohstoffen
Mit dieser kleinen Rundreise konnten die Schüler den Verwertungskreislauf von Abfall gut mitverfolgen und die spezielle Verwertungskette innerhalb der Müller-Guttenbrunn Gruppe kennenlernen: Von der Anfangs großen Kraft, die in den Schredderanlagen zur Zerkleinerung notwendig ist, über die ausgetüftelten Trennmethoden von einzelnen Metallen und Kunststoffen bis zur Produktion von sortenreinem, wiedergewonnenem Kunststoff. Dabei wurde den Schülern auch erklärt, welcher Energie- und Rohstoffeinsatz durch Recycling eingespart werden kann. So kann etwa der CO2-Ausstoß durch die Wiederverwertung einer Tonne technischer Kunststoffe um 4,5 Tonnen reduziert werden. Diese graue Zahl aus der Theorie hat für die 13 HTL-Schüler nach dem Tag in der Müller-Guttenbrunn Gruppe bestimmt etwas an Farbe und Form gewonnen.