Der ehemalige Vizepräsident des österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes und Brandschutzbeauftragte von MGG Metrec, Armin Blutsch, zählt landesweit zu den Experten, wenn es um Brände und deren Löschung geht. Seine Aussage „Batterien und Akkus geraten nicht primär durch Hitze in Brand“ mag verwundern, ist aber Fakt. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Batterien und Akkus zu brennen beginnen, das ist auch schon auf dem Werksgelände der Firma MGG Metrec passiert. Und auch beim Transport von E-Schrott sind schon LKWs in Brand geraten. Eine Gefahr also, die nicht unterschätzt werden darf.
Täglich wird bei MGG Metrec Elektroschrott angeliefert. Vermischte Metall- und Plastikfraktionen, die im Werk getrennt, geshreddert, zwischengelagert und letztendlich weitertransportiert werden. Der E-Schrott besteht aus nicht mehr funktionstüchtigen Haushaltsgeräten, Spielwaren, Werkzeugen, Handys und vielem mehr. Vor dem Entsorgen werden oftmals enthaltene Batterien oder Akkus nicht entnommen, manchmal ist es auch gar nicht offensichtlich, dass in dem zu entsorgenden Teil Batterien enthalten sind. Somit gelangen Batterien und Akkus mit dem E-Schrott in die Trennanlagen eines Recyclingbetriebs und werden so zur potenziellen Gefahrenquelle.
Im ersten Schritt kommt der angelieferte E-Schrott in den sogenannten Smasher, wo ein großer Teil der Batterien und Akkus – in etwa 80 Prozent – aussortiert wird. Die verbleibenden 20 Prozent kommen mit dem Vormaterial in den EVA-Shredder. Ein Teil wird auch hier noch erkannt und entfernt, doch die kleinen Batterien (zum Beispiel Knopfbatterien auf Motherboards in Computergehäusen) fallen immer wieder einmal durch. Und genau hier wächst das Gefährdungspotential enorm an.
Batteriebrände entstehen fast ausschließlich durch mechanische Beschädigung
„Durch mechanische Einwirkungen wie Schläge, Risse oder Knicke werden die kleinen Batterien beschädigt und damit anfällig für Fehlfunktionen. Dazu kommt, dass sie im Freien Nässe ausgesetzt sind. Es ist meist nur eine Frage der Zeit, wann – unkontrolliert – ein Kurzschluss passiert“, erklärt Armin Blutsch das Problem. „Batterien und Akkus verfügen über eine enorme Energiedichte. Diese Energie wird beim Kurzschluss in große Hitze umgewandelt, die wiederum das angrenzende Material extrem rasch entzündet. Der Brand entsteht und eskaliert blitzschnell!“, so der Brandschutz-Experte. „Ein Löschen eines Batteriebrandes ist unmöglich. Hier gilt es, die Umgebungsflächen zu retten, was am einfachsten durch entsprechenden Abstand zum Brandherd von statten gehen kann. Das Geheimrezept lautet daher: Abstand! Abstand! Abstand!“
Diesen Brandgefahren wird bei Metrec auf verschiedenen Ebenen begegnet. Natürlich vertraut man in erster Linie auf die Technik, eine den modernsten Standards entsprechende Brandschutz- bzw. Löschanlage verhindert im Ernstfall Schlimmeres. Doch man setzt schon viel früher an, um die Gefahr zu bannen. Es wird mit großer Sorgfalt darauf geachtet, dass Schrott-Material entsprechend gelagert wird. So werden die aussortierten Batterien und Akkus bis zur Abholung durch weiterverarbeitende Firmen in Fässern gelagert. Auf eine Lage Batterien folgt eine Lage Sand usw., bis das Fass voll ist. Beim Verschließen wird darauf geachtet, dass so wenig Sauerstoff wie möglich mit eingeschlossen wird. Sollte es dann doch zu einem Brand kommen, fungiert der Sand als Widerstand. Aufgrund des fehlenden Sauerstoffes kommt es sehr rasch zum Erlöschen des Brandes.
Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme ist, dass sich kein E-Schrott auf Förderbändern oder in Maschinen befindet, wenn diese außer Betrieb sind. So wird verhindert, dass im Brandfall das Werk und die Anlagen Schaden erleiden. Die essenziellste Komponente in Sachen Brandverhütung ist jedoch der Mensch. Bei Metrec wird daher großer Wert auf die Schulung der Mitarbeiter gelegt.
Kommt es dann doch zum Brand, was selten der Fall ist, aber durchaus passieren kann, dann ist es das Klügste, Batterien und Akkus – kontrolliert durch die Feuerwehr – ausbrennen zu lassen, und dabei auf die Sicherung und Erhaltung der umgebenden Flächen achten. Entweder durch Abstand oder durch entsprechendes Löschen bzw. Kühlen der Umgebung.
Tipps für die Praxis vom Profi
Doch nicht nur im Recycling-Unternehmen gilt es, auf Batterien und Akkus ein waches Auge zu haben, so Blutsch: „Wir gehen im Alltag viel zu sorglos mit diesen Energiequellen um. Denken wir nur an Mobiltelefone, die wir beinahe ständig am Körper tragen. Wie schon eingangs erwähnt, löst die Hitze, z.B. im Sommer, nicht primär einen Akkubrand aus. Wenn das Handy aber des Öfteren z.B. zu Boden fällt und der Akku dadurch beschädigt wird, kann er jederzeit einen Kurzschluss erzeugen und so in Brand geraten“. Blutsch rät daher, mobile Telefone nicht auf einer Holzplatte zum Aufladen abzulegen, sondern dafür eine Unterlage aus Glas oder Keramik zu benutzen. Auch Vorhänge oder ähnliche, leicht brennbare Materialien sollten sich nicht in der Nähe befinden – Abstand ist auch hier eine wichtige präventive Maßnahme. Aber auch im Keller, in der Garage, im Geräteschuppen und sogar im Kinderzimmer (!) befinden sich zahlreiche Gefahrenquellen wie beispielsweise Akkus in Spielzeugen, die nicht vergessen werden dürfen.
Wenn man nun ein Haushaltsgerät oder Spielzeug entsorgt, in welchen noch Akkus verbaut sind, bittet der Experte um besondere Sorgfalt: „Jeder Einzelne kann mithelfen, die Brand- und Explosionsgefahr in der Recyclingkette zu minimieren, indem Batterien und Akkus vor der Entsorgung entfernt und einer getrennten Sammlung zugeführt werden. Manchmal befinden sich auch sogenannte „versteckte“ Batterien im Gerät. Hier hilft ein zweiter, kontrollierender Blick auf die zu entsorgende Ware. Auf keinen Fall dürfen Batterien und Akkus im Restmüll oder im Gelben Sack landen!“
Die Müller-Guttenbrunn Gruppe wäre nicht so erfolgreich, wenn der Fokus nicht permanent auf Innovation und ständige Weiterentwicklung gerichtet wäre, so auch bei diesem Thema. Auf die Frage: „Was bringt die Zukunft in diesem Fall?“ hat Armin Blutsch sofort eine Antwort parat: „Batterien und Akkus werden von den Abmessungen her immer kleiner, die Leistungsfähigkeit wird aber immer größer. Mit der Leistung steigt auch die Energie, die in den Batterien und Akkus steckt und damit wiederum die Entzündungsfähigkeit und die dabei entstehende Hitze, die bei einem Brand freigesetzt wird. Eine Gefahr für Metrec, aber auch für jeden Nutzer von batterie- und akkubetriebenen Geräten. Seien wir gemeinsam achtsam und sorgen wir vor. Am einfachsten durch die drei wichtigsten Maßnahmen: Abstand! Abstand! Abstand!“