MGG auf der IARC 2018 – Kunststoffrecycling war ein Schwerpunktthema
Auf der Konferenz IARC 2018 in Wien sprach die Müller-Guttenbrunn Gruppe über das Recycling von Kunststoffen aus Altfahrzeugen und Elektro- und Elektronik-Altgeräten. Im Mittelpunkt des Vortrags standen aktuelle Debatten über bedenkliche Stoffe in Kunststoffen und wie diese Diskussionen das Potenzial haben, dem Recycling dieser technischen Kunststoffe ein Ende zu setzen.
Nach Jahren der Stagnation erlebt die europäische Recyclingindustrie endlich eine Belebung. Auslöser sind vor allem das EU Circular Economy Package und die geplante EU-Kunststoffstrategie.
Während sich der EU-Rat, das EU-Parlament und die EU-Kommission bereits auf das Circular Economy Package geeinigt haben, befindet sich die Kunststoffstrategie der EU noch in einem frühen Stadium: Diese Kunststoff-Strategie wurde erst im Januar 2018 von der EU-Kommission vorgestellt. Die jüngsten Gespräche zwischen den EU-Umweltministern zeigen, dass auch hier ein breiter Konsens zu erwarten ist. Das sind gute Nachrichten für die Recyclingindustrie, sagte Olivier François, Market Development Officer bei Galloo Recycling, auf dem Internationalen Automobilrecycling-Kongress IARC 2018 in Wien. Dennoch ist die Plastikstrategie der EU auch eine große Herausforderung. Bisher wurden nur sechs Prozent der auf den Markt gebrachten Kunststoffe recycelt. Dies entspricht einer Recyclingmenge von 2,94 Mio. Tonnen. Wenn die EU-Kunststoffstrategie jedoch Realität wird, sollten bis 2025 insgesamt 10 Millionen Tonnen Kunststoffe recycelt werden – ein Zuwachs von rund sieben Millionen Tonnen. All dies soll durch freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie erreicht werden.
Julien van Damme, Recycling Manager bei Honda Motor Europe, betonte, dass sich die Automobilhersteller seit langem auf die Entwicklung und Verwertung von recycelbaren Komponenten konzentrieren. Inzwischen wurden die Technologien so verbessert, dass nicht nur Metalle, sondern auch Kunststoffe sortenrein zurückgewonnen werden können. Die Qualität der recycelten Kunststoffe ist heute mit Neuware vergleichbar. Das Problem ist jedoch, dass der Gesetzgeber auch die Verwendung von Recyclingmaterial teilweise behindert, sagte van Damme. Strenge Vorschriften über das Vorhandensein bestimmter Chemikalien würden sicherstellen, dass bestimmte Kunststoffe, auch aus Altfahrzeugen, nicht mehr verwendet werden dürfen. Es handelt sich um eine Verschwendung von Wertstoffen, die im schlimmsten Fall durch fossile Rohstoffe ersetzt werden müssten.
Chris Slijkhuis von der MGG argumentierte in ähnlicher Weise. Die Gesamtmenge an Kunststoffen, die in Elektronik und Fahrzeugen verwendet werden, beläuft sich auf rund 8 Millionen Tonnen, sagte er auf der IARC 2018. Davon würden rund 65 Prozent aus recycelbaren Komponenten bestehen, so dass technische Kunststoffe wieder hergestellt werden können. Der Rest dieser festen Kunststoffabfallfraktion besteht aus einer Vielzahl von Kunststoffen, die bisher nicht recycelt werden. Zu diesen Kunststoffen gehören Kunststoffe mit bromierten Flammschutzmitteln (BFR), die sowohl in Altfahrzeugen (ELV’s) als auch in Elektronikschrott (WEEE) in Bauteilen zu finden sind, die häufig in der Nähe von Wärmequellen liegen (z.B. Motoren und Stromversorgungen). Diese Kunststoffe mit bromierten Flammschutzmitteln (BFR’s) werden getrennt und verbrannt, um diese BFR’s zu eliminieren, da einige von ihnen als persistente organische Schadstoffe (POP’s) gelten. Zurzeit wird jedoch über den Grenzwert eines neu definierten POP-Flammschutzmittels diskutiert. Wenn dieser Grenzwert auf einem sehr niedrigen Niveau angesetzt wird, wird das Recycling von diesen technischen Kunststoffen unmöglich. „Eine Entscheidung in diese Richtung wäre verheerend für die Recyclingziele von Elektro- und Elektronik-Altgeräten, die innerhalb der EU festgelegt werden.“ warnte Slijkhuis und fuhr fort: „Ein Ansatz, der die Aspekte Energieeinsparung und CO2-Emissions Reduktion bei der Verwertung dieser Kunststoffe mit den Anforderungen der Elimination dieser POP BFRs ein Einklang bringt, ist absolut erforderlich“.
Eine Delegation von knapp 50 Teilnehmern der IARC-Konferenz nahm sich die Zeit für einen Werksbesuch bei der MGG. Die Werksbesichtigung beinhaltete Führungen durch die drei Hauptstandorte der MGG:
In der MGG Metrec-Anlage in Amstetten werden ELV’s und WEEE mit zwei verschiedenen Shreddern behandelt, einer speziell für ELV’s und einer für WEEE. Die eintreffenden Alt-Autos werden schadstoffentfrachtet und anschließend mit einem Großshredder zerkleinert. Nach diesem Shredderprozess werden die Eisenmetalle zurückgewonnen. Die von Eisen befreiten Shredderrückstände werden zu MGG Metran, dem Spezialisten für Nachzerkleinerungstechnik der Müller-Guttenbrunn-Gruppe, transportiert.
MGG Metran ist spezialisiert auf die Nachzerkleinerung der Shredder Rückstände. Sie kombiniert eine Vielzahl innovativer Trenntechnologien, um diese Shredder Rückstände zu einer Reihe von Buntmetallkonzentraten weiterzuverarbeiten. Die zurückgewonnenen Materialien werden wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Bei diesen Prozessen entsteht auch eine wertvolle Kunststofffraktion, die an MGG Polymers zur Weiterverarbeitung geliefert wird.
MGG Polymers gewinnt hochwertige ABS-, HIPS-, PP- und sogar PC-ABS-Kunststoffe aus der Kunststofffraktion aus Elektro-Altgeräten, die in anspruchsvollen Anwendungen für neue Automobile und Elektronikgeräte Wiederverwendung finden. Diese Post-Consumer Recycled (PCR) Kunststoffe reduzieren den Energieverbrauch um über 80 – 90% und schonen die Umwelt, indem sie bis zu 4,8 Tonnen CO2-Emissionen pro Tonne produzierter Kunststoffe reduzieren, verglichen mit der Produktion von einer Tonne „jungfräulicher“ Kunststoffe aus der Petrochemie.
Link zur MGG Präsentation auf der IARC-Konferenz