Regelmäßig stellen wir einen Mitarbeiter der Gruppe und seinen Tätigkeitsbereich vor. Diesmal haben wir Kristof van Mieghem direkt im Werk von MBA Polymers besucht und mit dem 28-jährigen Belgier gesprochen.
Sie kommen aus Belgien. Wie hat es Sie nach Niederösterreich verschlagen?
Kristof van Mieghem: Nach meinem Studium Religion und Geschichte war ich zunächst als Entwicklungshelfer im Sudan tätig. Als ich nach Belgien zurückgekommen bin, hat mich ein ehemaliger Schulfreund gefragt, ob ich ihn auf einer Europareise begleiten möchte. Kurzentschlossen bin ich mitgekommen und auf der letzten Station – hier in Österreich – bin ich dann hängengeblieben. Schlussendlich hat mich die Liebe nach Oed verschlagen, wo ich jetzt mit meiner Freundin und den zwei Stieftöchtern wohne.
Was hat Ihnen an Österreich so gefallen?
van Mieghem: Für mich ist Belgien wie eine einzige große Stadt: dicht besiedelt, viel Verkehr und die Leute sind sehr auf ihre Privatsphäre bedacht. In Österreich ist alles so schön grün, die Landschaft ist abwechslungsreich und die Leute sind offen und freundlich.
Was hat Sie dann auf Ihrer Reise veranlasst, in Österreich zu bleiben?
van Mieghem: Ein wichtiges Erlebnis war ein Essen mit Bekannten in Steyr. Wir sind in das Lokal gekommen und die Bekannten haben zu allen „Mahlzeit!“ und „Grüß Gott!“ gesagt. Da habe ich mir gedacht: Wow, die kennen aber viele Leute. Als mir meine Bekannten erklärt haben, dass diese Begrüßung hier so üblich ist, hat mir das imponiert und gefallen. Zudem haben uns die Leute, bei denen wir Halt gemacht haben, einfach so zum Grillen und zu Bier und Schnaps eingeladen. Ab da wusste ich: Genau hier will ich leben.
Wie haben Sie sich im Mostviertel eingelebt?
van Mieghem: Ganz problemlos – ich wurde als EU-Bürger sofort von allen akzeptiert und bei den Behörden hat alles sofort geklappt. Natürlich wird der eine oder andere Witz über die Belgier gemacht, aber die Witze vertrage ich schon.
Die deutsche Sprache war für Sie kein Hindernis?
van Mieghem: In Belgien lernt man in der Schule Niederländisch, Französisch, Englisch und eben Deutsch. Daher hatte ich im Großen und Ganzen kein Problem – nur mit dem Mostviertler Dialekt bin ich am Anfang nicht immer klar gekommen. Da kam es schon zu Missverständnissen und lustigen Erlebnissen. Bei den Dialektausdrücken lerne ich jetzt noch jeden Tag dazu.
Und Sie haben bei MBA Polymers einen interessanten Arbeitsplatz gefunden…
van Mieghem: Ja, ich bin vor rund drei Jahren über eine Leasingfirma zu MBA Polymers gekommen. Jetzt bin ich hier in Kematen als Produktionsmitarbeiter und stellvertretender Schichtführer tätig.
Das heißt Sie machen Schichtarbeit. Wie sieht das aus?
van Mieghem: Ich arbeite vier Tage und habe dann wieder vier Tage frei. In unserem Werk wird 24 Stunden, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr hindurch produziert – nur zu Weihnachten werden die Maschinen kurz heruntergefahren. Die Schichtarbeit hat wie alles Vor- und Nachteile. Ich mache sie aber gerne, denn so habe ich dann immer vier Tage Zeit für meine Familie, unsere zwei Hunde oder meine Tätigkeit als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz.
Können Sie uns Ihren Arbeitsplatz etwas genauer beschreiben?
van Mieghem: Ich arbeite an zwei Hauptanlagen – bei der Separation und der Extrusion. Überwiegend arbeite ich in der Separation. Konkret heißt das, dass in einer hochtechnologischen Anlage der Mix aus zerkleinerten Kunststoffteilchen aus Elektronikschrott zu sortenreinem Kunststoffmahlgut sortiert wird. Angefangen habe ich allerdings bei der Extrusion, wo das sortenreine Mahlgut wieder eingeschmolzen, in dünne Stränge gepresst und in 3mm kleine Granulatteilchen geschnitten wird. Unsere Kunden verwenden das Kunststoffgranulat beispielsweise zur Herstellung von umweltfreundlichen Staubsaugern oder Kaffeemaschinen und das macht mich schon ein bisschen stolz.
Ihre Arbeit klingt technisch sehr spannend…
van Mieghem: Es ist für Außenstehende oft schwer zu erklären, wie alles genau funktioniert. Ohne Zweifel wird hier ein großer technologischer Aufwand betrieben, um den Abfall wieder nutzbar zu machen. Gewisses Material geht durch fünf Anlagen, wovon einige drei Stockwerke hoch sind, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Es ist überhaupt faszinierend zu beobachten, wie die Recycling-Kette in der Müller-Guttenbrunn Gruppe funktioniert. So kann etwa ein altes Elektro-Altgerät fast gänzlich wiederverwertet und daraus wieder ein neues Gerät hergestellt werden.
Was ist für Sie das Spannende an Ihrer Tätigkeit?
van Mieghem: Da der wiederzuverwertende Schrott-Mix nie gleich ist, muss man immer mitdenken und oft neue Lösungen finden. So gilt es die Maschinen entsprechend zu justieren – und das im laufenden Betrieb! Das sorgt für ständige Abwechslung. Da lerne ich – wie beim Mostviertler Dialekt – jeden Tag etwas dazu.
Ihre Arbeit klingt extrem positiv – immerhin werden hier aus Abfall wieder neue Rohstoffe gewonnen…
van Mieghem: Ja, das ganz bestimmt. Vor allem, wenn man sieht, dass das recycelte Material zum Beispiel wieder in einer Kaffeemaschine eingearbeitet wird. Das gibt mir immer ein sehr positives Gefühl. Zudem weiß man, dass dieses Material nicht irgendwo vergraben, verbrannt oder ins Meer gespült wurde. Wenn man bedenkt, dass wir bei MBA Polymers an einem Tag über 100 Tonnen an angeliefertem Abfall verarbeiten, ist das schon ein Beitrag, um die Welt besser zu machen. Pro Tonne produzierten Kunststoff sparen wir 4,5 Tonnen CO2 ein, und das ist gewaltig, wenn wir nur 2 Tonnen Kunststoff produzieren müssen um die Menge CO2 einzusparen die von einem einzigen Österreicher pro Jahr ausgestoßen wird. Zudem verbrauchen wir gegenüber der Produktion von neuen Kunststoffen weniger als 10% der Menge Energie – eine Energieeinsparung von über 90 %!
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