Das mehrjährige Investitionsprogramm des Kunststoffrecyclingunternehmens MGG Polymers geht in die nächste Runde. Nach der Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums im Vorjahr soll nun eine fünfte Compoundieranlage sowohl Qualität als auch Quantität der Produktion auf ein neues Level heben.
MGG Polymers führt seit einigen Jahren eine umfassende Umstrukturierung des Werks durch, um Produktionskapazitäten zu erweitern und den Materialfluss auf dem Firmenareal zu optimieren. Das Werk in Kematen an der Ybbs wurde so umgestaltet, dass Rohstoffanlieferung, Verarbeitung und Auslieferung linear erfolgen. Dadurch wird im gesamten Produktionsprozess die Effizienz erhöht. Durch Investitionen in moderne Technologien liegt der Fokus ganz klar auf der Zukunftsfähigkeit des Standortes.
Eine neue, fünfte Compoundieranlage wurde als strategisch wichtige Investition beschlossen, um höhere Produktionsmengen zu ermöglichen und gleichzeitig den steigenden Qualitätsanforderungen des Marktes gerecht zu werden. Besonders bemerkenswert ist die Investition eines hohen Millionenbetrags in einer Phase, in der viele europäische Kunststoffrecycler aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihre Investitionen zurückgestellt haben.

Die neue, fünfte Compoundieranlage erstreckt sich über drei Etagen und stellt einen großen technologischen Fortschritt für das Unternehmen der Müller-Guttenbrunn Gruppe dar.
Die Compoundieranlage „K5“ – ein technisches Gustostückerl.
Die neue Anlage ergänzt die bereits vorhandenen vier Produktionslinien. Während die bisherigen Compoundieranlagen „Rezepturen“ aus bis zu fünf einzelnen Komponenten ermöglichen, kann die neue Anlage bis zu zehn verschiedene Einzelkomponenten exakt dosieren. Die „K5“ setzt sich aus zwei Extrudern zusammen. Der Erste schmilzt und filtert das Rohmaterial, der Zweite fügt die Additive hinzu, um die – von den Kunden gewünschten – spezifischen Materialeigenschaften zu erzielen. Diese Trennung sorgt für eine höhere Präzision und soll die Qualität des Endprodukts noch einmal steigern.
Um die begrenzte Werksfläche effizient zu nutzen, wurden die beiden Extruder des K5 platzsparend in die Höhe gebaut, quasi im „Doppeldecker-Prinzip“. Der Materialfluss folgt dabei der Schwerkraft, um die Energieeffizienz zu maximieren.
„Wir waren lange auf der Suche nach einem System, das auf einem höheren Level arbeitet als jene Anlagen, die wir bereits betreiben“, erklärt Günther Höggerl, Geschäftsführer von MGG Polymers. „Das Anlagenlayout der K5 gibt uns jetzt die Möglichkeit, Qualitäten über jenem, was ´State Of The Art‘ ist, herzustellen.“

Durch die Zugabe von bis zu zehn verschiedenen Einzelkomponenten können PCR-Kunststoffe mit unterschiedlichsten Eigenschaften produziert werden. Den steigenden Erwartungen der Kunden kann somit entsprochen werden.
Post-Consumer-Kunststoffe und ihre aktuelle Marktsituation.
Was Höggerl damit anspricht: Mit der neuen Anlage ist Polymers nun in der Lage, hochwertige ABS- oder PCABS-Typen mit verschiedensten Materialspezifikationen herzustellen. Durch die Möglichkeit, dem erwähnten Kunststoffen gezielt mehrere Additive wie z.B. UV-Stabilisatoren oder ähnliches beizumengen, kann die Anlage maßgeschneiderte post consumer recycelte Kunststoffe (PCR) für spezifische Kundenanwendungen erzeugen – zum Beispiel für den Outdoor-Bereich, Haushaltsgeräte, aber auch für den Automobilbereich.
Der europäische Kunststoff-Recycling-Markt steht derzeit unter großem Druck, insbesondere durch billige Kunststoffimporte aus Asien. Die Tatsache, dass Neukunststoffe aus Fernost oftmals kostengünstiger sind als recycelter Kunststoff aus Europa, zwingt die Recycling-Unternehmen zu strategischen Optimierungen. Während jedoch viele Betriebe die Produktion zurückfahren oder gar schließen müssen, setzt MGG Polymers bewusst auf hohe Qualität und moderne Technologien. Ziel ist es, sich von der Konkurrenz abzuheben und eine führende Position bei der Herstellung von hochwertigen Recyclingkunststoffen in Europa einzunehmen. Günther Höggerl ist davon überzeugt, dass es mit kommenden Regularien zum verpflichtenden Einsatz von hochqualitativen Recyclingkunststoffen möglich sein wird, in Zukunft in Europa als „Kunststoffrecycler“ nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig produzieren zu können.
Nachfrage und Rohstoffmanagement in Einklang bringen.
Eine logistische Herausforderung besteht darin, die Kundenwünsche nach regelmäßigen Lieferungen spezieller PCR-Kunststoffe mit den ungleichmäßigen Zusammensetzungen des Eingangsmaterials in Einklang zu bringen. Die Produktions- und Lagerplanung bei Polymers erfordert deshalb eine vorausschauende Betrachtung in enger Abstimmung zwischen Rohstoffbeschaffung und Kundenaufträgen. Zusätzlich müssen Kunststoffe, die im Zuge von Kapazitätserhöhungen erzeugt, aber nicht im gleichen Maße abgesetzt werden können, zwischengelagert werden. Bei all diesen logistischen Herausforderungen helfen die nun geschaffenen zusätzlichen Produktions- und Lagerkapazitäten, um den Polymers-Kunden die richtigen Liefermengen zur richtigen Zeit zu garantieren.

Umfassende Einschulungen des gesamten technischen Personals gewährleisten einen reibungslosen Produktionsablauf. K5 – die Antwort auf steigende Qualitätsansprüche des Recycling-Marktes.
Das K5-Projekt: Nach drei Jahren Planung hieß es im März 2025: Go!
Erste Überlegungen zur Anschaffung einer fünften Compoundieranlage bei MGG Polymers gab es bereits Ende 2021. Bis Ende 2022 wurden verschiedene Hersteller evaluiert. Im ersten Quartal 2023 fiel die Entscheidung für die Anlage eines renommierten italienischen Familienunternehmens, welches bereits seit Jahrzehnten über umfangreiche Erfahrungen im Bau von ähnlichen Systemanlagen verfügt.
Im Sommer 2024 erfolgte dann der Installationsbeginn auf dem Werksgelände von Polymers in Kematen an der Ybbs, erste Testläufe konnten im Dezember 2024 durchgeführt werden. Der Start von Vorserienproduktionen ist inzwischen erfolgt.
Positive Zukunftsperspektiven.
„Die neue, fünfte Compoundieranlage stellt einen großen technologischen Fortschritt für das Unternehmen dar und ist ein wesentlicher Bestandteil der langfristigen Wachstumsstrategie 2030“, zieht Günther Höggerl eine erste Zwischenbilanz. „Sie erhöht unsere Kapazitäten ganz deutlich und bietet mehr Flexibilität durch die zahlreichen Möglichkeiten, welche sich im Bereich der Additive ergeben. K5 ist unsere Antwort auf die steigenden Qualitätsansprüche des Marktes“.
Trotz – oder gerade wegen – der extremen Herausforderungen, die der Markt aktuell bietet, ist für MGG Polymers, die zur Müller-Guttenbrunn Gruppe gehört, diese Investition in eine fünfte Compoundieranlage eine strategisch notwendige, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.