20 Jahre ist Hans Schönegger bereits für Müller-Guttenbrunn als Lkw-Fahrer im Einsatz. Wir begleiten ihn auf einer seiner Fahrten und erhalten dabei einen kleinen Einblick in die Welt der Kraftfahrer bei Müller-Guttenbrunn.
Es ist ein kühler September-Vormittag. Die Sonne versteckt sich noch hinter herbstlichem Nebel. Hans Schönegger macht sich und seinen blau-grün funkelnden Sattelzug startklar für die zweite Ausfahrt des Tages. Sein Arbeitstag hatte an diesem Tag bereits um 5.15 Uhr begonnen. Nach Pressbaum hatte ihn die erste Fahrt geführt. Von dort hatte der LKW-Fahrer demontierte Trafos auf das Firmenareal von Metall-Recycling Müller-Guttenbrunn im Osten von Amstetten transportiert. Routine für den 54-Jährigen.
Los geht’s!
Nun soll die nächste Fahrt zu einem Schrotthändler nach St. Marien in der Nähe von Traun führen. Bevor der Sattelzug mit seinem zwölf Meter langen Kran durch die Ausfahrt das Firmengelände verlässt, muss das Ungetüm noch auf die Waage. Danach geht es los. Zunächst noch gemächlich auf der Umfahrung vorbei an der Stadt Amstetten. Plötzlich unterbricht ein lautes Hupen das gleichmäßige Brummen des Motors – aber kein Grund zur Besorgnis! Das Hupen galt Schöneggers Frau, als er ihren Arbeitsplatz passierte. „Damit grüße ich sie. Zudem weiß sie jetzt, dass ich wieder unterwegs bin“, berichtet Hans Schönegger lachend.
Seine Frau ist auch im großen Führerhaus präsent: Vorne bei der Windschutzscheibe sind zwei Namenskennzeichen angebracht. Eines ziert der Name seiner Frau samt Herz und auf dem anderen prangt in großen Lettern HANS. Daneben verschönern flauschige Teppiche am Boden sowie unterschiedliche Länderwimpel und ein in blau leuchtender Löwe an der Scheibe den Arbeitsplatz hinter dem Lenkrad. Der Löwe ist für Hans Schönegger wichtig – ein Splen wie er selbst sagt – denn das Raubtier ist das Logo von MAN, dem Hersteller seines Dienstfahrzeuges. Es gibt natürlich auch andere gute Lkws, doch seit 24 Jahren – zwanzig davon bei Müller-Guttenbrunn – bändigt Schönegger schon einen solchen PS-Löwen. Ca. 80.000 Kilometer spult Hans Schönegger im Jahr damit ab. Sein Fahrzeug, auf dem auch außen einige Löwen zu sehen sind, ist ein besonderes im Fuhrpark von Müller-Guttenbrunn in Amstetten: Es ist der einzige Sattelzug mit Kran. Alle anderen Kräne befinden sich auf Anhängern.
Auf der Gegenfahrbahn
Mittlerweile ist das 480 PS starke Gefährt auf der Autobahn Richtung Linz unterwegs. Auf der Gegenfahrbahn blitzt es plötzlich ebenfalls blau und grün auf. Ein Kollege von Schönegger kommt von Salzburg retour. Man grüßt sich, als man aneinander vorbeirast. Früher habe man sich mit den Kollegen oft über den CB-Funk unterhalten, doch diese Zeiten seien vorbei, erzählt Schönegger. Jetzt telefoniert man ganz einfach mit dem Handy.
Es hat sich auch sonst einiges verändert – und es ändert sich immer wieder etwas. Aktuell wird die digitale Übermittlung der Aufträge ins Führerhaus erprobt – eine ganz andere Methode der Informationsweitergabe als zu der Zeit, als Hans Schönegger das erste Mal einen LKW gelenkt hat. Das ist bereits lange aus, hat der gelernte Mechaniker doch bereits im zarten Alter von 19 Jahren seine ersten Touren innerhalb von Österreich gefahren. „Damals hat man mich dann oft gefragt: Was machst du denn hier Bürschchen? Da musste ich erklären, dass ich der Fahrer bin“, blickt der Berufskraftfahrer bestens gelaunt zurück.
Es folgten Fernfahrten – etwa nach Hamburg. Gut für das Bankkonto, aber auf Dauer nicht gut für die Lebensqualität. Umso mehr schätzt Hans Schönegger die Arbeit bei Müller-Guttenbrunn. Natürlich gibt es auch hier anstrengende Tage, doch kein Vergleich zum Fernfahrerleben von früher. Angenehme Dienstzeiten, regelmäßige Pausen, keine Wochenendfahrten – einfach herrlich, findet Schönegger, während er den 24 Tonnen schweren Sattelzug spielend leicht durch enge Straßen lenkt.
Eine Überraschung am Schrottplatz
Beim Schrotthändler angekommen erwartet den Kraftfahrer eine Überraschung. Es soll nicht der übliche Metall-Schrott geladen werden, sondern Alu-Fensterrahmen und leichtes Mischmetall. Gekonnt lenkt Schönegger seinen PS-Löwen im Rückwärtsgang zum vorgesehenen Ladeplatz. Die Stützen werden ausgefahren, die Handschuhe übergestreift und die Sonnenbrille aufgesetzt – mittlerweile hat die Sonne den Kampf gegen den Nebel für sich entschieden. Mit Schwung hievt sich Schönegger auf den Kran und beginnt, die großen Fensterrahmen aufzuladen. Der Sattelaufleger zittert, der Löwe an der Scheibe des Führerhauses schüttelt sich, während der Kran seine Arbeit verrichtet – nur einer bleibt ganz ruhig: Hans Schönegger.
Nachdem der erste Teil erledigt ist, gilt es den Sattelzug in eine Halle zu lenken und das Mischmetall zu laden. Schönegger dirigiert den Kran, dessen Krallen sich in den bunten Haufen bohren und alles Mögliche hochheben – vom Maschendrahtzaun bis zum Sonnenschirm, vom Gartenrechen bis zum Liegestuhl. Nachdem alles aufgeladen ist, klettert Hans Schönegger auf die Ladefläche, um einen Kontrollblick auf die Ladung zu werfen. „Es ist ganz wichtig, dass die Ladung ordentlich gesichert ist. Da darf sich natürlich kein Teil in voller Fahrt selbständig machen“, so der Lkw-Lenker.
Keine Schwerarbeit, dafür Turboschaden
Danach wird der LKW – wie schon vor dem Ladevorgang – gewogen. Nur knapp fünf Tonnen Ladegut sind diesmal oben draufgepackt. Eine vergleichsweise leichte Fracht. Ansonsten kommt es auch schon vor, dass zwölf Autos am Sattelaufleger Platz finden. Pkws aufzuladen sei auch wesentlich herausfordernder, verrät Schönegger. Die Altautos müssen schließlich vorsichtig übereinander gestapelt werden, damit keine Flüssigkeiten auslaufen.
Das geringe Ladegewicht macht sich bei der Rückfahrt positiv bemerkbar. Der Sattelzug braust auf der Autobahn auch bergauf dahin. Bei St. Valentin erinnert sich Hans Schönegger, dass hier vor einigen Jahren sein damaliges Fahrzeug einen Turboschaden hatte. „Es hat furchtbar geraucht – alles war völlig schwarz. Natürlich war es damals ein Freitagnachmittag und das Wochenende eigentlich bereits in Sicht“, kann er heute bereits darüber schmunzeln. Diesmal gibt es keine böse Überraschung. Rasch ist Amstetten wieder in Sichtweite. Auf der Umfahrungsstraße ertönt wieder die Hupe – das Warum ist längst geklärt.
3.500.000 Kilometer – Tendenz weiter steigend
Zurück am Firmenareal wird nach dem erneuten Wiegen die Fracht abgeladen. In Windeseile ist alles erledigt, schließlich sitzt jeder Handgriff. Währen sich zwei Kranbagger daran machen, die wertvolle Fracht für die Weiterverarbeitung umzuschichten, ist Hans Schönegger mit seinem Sattelzug bereits wieder unterwegs zu seinem nächsten Auftrag. Zu den bisher rund 3,5 Mio. Kilometern, die der Berufskraftfahrer aus Ludwigsdorf bisher in seinem Leben absolviert hat, werden er und sein PS-Löwe an diesem Tag noch einige weitere draufpacken.