Die Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftslage beschäftigten auch die Müller-Guttenbrunn Gruppe. Die Diskussionen rund um volle Lager oder die Preisproblematik standen nicht nur auf der FAKUMA 2023 auf der Agenda. Auch firmenintern stellt man sich der derzeit konjunkturell schwierigen Phase. Allerdings wird diese Phase nicht verwechselt mit dauerhaften Veränderungen. Der Blick ist deshalb weiterhin fokussiert in die Zukunft gerichtet. Und genau deshalb wird gerade jetzt investiert.
Die Müller-Guttenbrunn Gruppe reagiert auf die aktuelle Weltwirtschaftslage mit azyklischen Investitionen und Expansionen, der Blick in die Zukunft fällt dementsprechend positiv aus: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, nur die konjunkturelle Phase zu sehen und die dauerhaften Veränderungen zu übersehen“, erklärt Günther Höggerl, Geschäftsführer von MGG Polymers. „Der Werkstoff Kunststoff hat seinen Platz in der Welt der Materialien gefunden und wird diesen sogar noch ausbauen. Das Recycling und die Wiederverwendung von Kunststoffen hat dabei – im Vergleich zu anderen Werkstoffen – noch ein riesiges Potential“, zeichnet Höggerl ein positives Bild der Zukunft.
Gunther Panowitz, Geschäftsführer von MGG Metran, stößt ins gleiche Horn. „Wir haben keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, ganz im Gegenteil. Wir haben große Visionen, die zur Verwirklichung anstehen. Daher gehen wir unseren eingeschlagenen Weg zielgerichtet weiter in Richtung Zukunft“.
Um- und Neubauten. Um- und Neustrukturierung.
Bei MGG Polymers, dem Kompetenzzentrum für Kunststoffrecycling, verfolgt man ein mehrjähriges Investitionsprogramm, intern „Wachstumsstrategie 2030“ genannt. Weltweit werden aktuell nur rund 9% der verwendeten Kunststoffe auch recycelt. Diese Quote gilt es zu erhöhen, woran MGG Polymers unaufhaltsam arbeitet. Natürlich gehen die Kematner Pioniere in Sachen „Kreislaufwirtschaft“ auch davon aus, dass sich die Recyclingquoten in Zukunft deutlich erhöhen werden. Das und die immer vielseitigeren Anforderungen der Polymers-Kunden führen dazu, dass künftig größere Kapazitäten notwendig sein werden.
Bereits jetzt produziert MGG Polymers mit seinen Compoundieranlagen – durch Zugabe von verschiedenen Additiven zum jeweiligen Basiskunststoff – rund 60 kundenspezifische Produkttypen. Um die Lieferfähigkeit auch mit dieser breiten Produktpalette aufrechterhalten zu können, bedarf es eines entsprechenden Lagerstandes, der wiederum Platz braucht. „Wir sehen schon seit längerer Zeit, dass wir uns neu strukturieren und gebäudetechnisch besser aufstellen müssen“, erklärt Günther Höggerl. „Wir benötigen mehr Platz für das Recycling und die Compoundierung, aber auch Lagerflächen für unsere Produkte, um unseren Kunden Liefersicherheit bei allen Kunststoffen gewährleisten zu können.“
Für ein „Mehr“ an Recycling wird gerade an diesen notwendigen Rahmenbedingungen gearbeitet. Zur Verbesserung der internen Prozesse werden die Mengenströme (Eingang und Ausgang von Material) innerhalb des Firmengeländes neu aufgestellt und zusätzliche Lagerfläche geschaffen. Die ersten Bautätigkeiten für ein neues Auslieferungszentrum auf dem Areal von MGG Polymers haben dazu bereits begonnen. Das neue Zentrum wird im Frühjahr 2024 bezugsfertig sein. Damit wird es zukünftig möglich sein, ohne extern angemietete Lagerflächen, wie das derzeit der Fall ist, das Auslangen zu finden. Für die Auslieferung der Produkte an Kunden mit Silo-LKW werden darüber hinaus noch einige Verladesilos errichtet. Ebenfalls im Jahr 2024 steht eine Erweiterung der bisher im Einsatz befindlichen vier Compounding-Linien (Extruder) an.
Am Ende des Tages entscheidet das Gesamtpaket
„MGG Polymers zeichnet vor allem aus, dass wir ein Gesamtpaket anbieten, nicht nur ein Kunststoffgranulat in einem Gebinde. Wir versorgen unsere Kunden seit Jahren mit Werksprüfzeugnissen sowie vielen anderen Zertifikaten, unterstützen bei der Weiterverarbeitung an den Maschinen und bieten spezielle Qualitätsaspekte an“, ist Höggerl stolz auf das Erreichte. „Das macht uns im Endeffekt aus und unterscheidet uns deutlich von anderen Anbietern“.
Ähnliche Herausforderungen bei Metran
Auch der zweite Müller-Guttenbrunn Betrieb in Kematen – MGG Metran – braucht mehr Platz. Im Rahmen eines insgesamt 10 Millionen Euro-Investitionspakets wurde im Herbst 2023 eine zusätzliche Halle mit einer Grundfläche von 2.000 m² und einer Höhe von rund 15 Metern errichtet. Um auch bei der Energiegewinnung nachhaltig zu agieren, werden auf der neuen „Halle 10“ PV-Paneele angebracht, mit einer Gesamtleistung von 600 Kilowatt-Peak. Dazu kommt im Bereich der Heizung eine Bauteilaktivierung mittels Wärmepumpen. Die Bauarbeiten an der Halle laufen auf Hochtouren. „Wir rechnen damit, mit dem Aufbau unserer Maschinen Mitte des kommenden Jahres beginnen zu können“, so Gunther Panowitz, Geschäftsführer von MGG Metran. 50% der neu geschaffenen Fläche sind bereits verplant, denn in Halle 10 soll eine neue Verbundstoffaufbereitungsanlage installiert werden, welche im Dezember 2024 ihren Betrieb aufnehmen soll. „Diese Anlage wird noch wesentlich kleinere Teilchen erkennen können als jene Maschinen, die wir bereits betreiben. Die Kleinsten liegt bei 0 bis 0,2 mm“, freut sich Gunther Panowitz auf erweiterte Trennmöglichkeiten.
Die neue Wunderwaffe
Aber auch in den bereits bestehenden Hallen von MGG Metran werden Maschinen und Anlagen umgruppiert, um mehr Effizienz zu erreichen. Infrastruktur wie Elektrik muss angepasst bzw. neu errichtet werden, wie zum Beispiel ein dritter Trafo. Und es gibt noch weitere Anlagen und Maschinen, die in Betrieb genommen wurden oder in naher Zukunft genommen werden u.a. eine Röntgenfluoreszenz-Separierungsanlage für Korngröße ab vier Millimeter. „Besonders effizient sind wir dann bei der Behandlung von zum Beispiel Alu-Sandwich-Platten“ erklärt Metran-Geschäftsführer Panowitz. Die Anlage wird, wenn alles klappt, 24 Stunden / 7 Tage die Woche durchgehend in Betrieb sein.
Next Level: Artificial Intelligence
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist für Gunther Panowitz zwar noch Zukunftsmusik, aber durchaus vorstellbar. „Maschinen mit Kameras, die ähnlich funktionieren wie das menschliche Auge, würden uns wieder einen Schritt nach vorne bringen. Für Sortierroboter dieser Art würden wir schon noch ein Plätzchen in unseren Hallen verfügbar machen“, schmiedet Panowitz sofort einen neuen Plan. Denn: So funktioniert das bei MGG!