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Dezember 06, 2022

Das ungarische Recyclingunternehmen Mü-Gu Kft. feierte Anfang Oktober sein 30-jähriges Bestehen. Während einem der regelmäßigen Besuche in Amstetten berichteten der ehemalige Geschäftsführer József Máthé und sein Nachfolger Nándor Hoffmann über die Anfänge des Unternehmens, ließen die Geschichte nochmals aufleben, sprachen über die aktuellen Herausforderungen und gewährten einen kleinen Einblick in die Festlichkeit anlässlich des 30. Geburtstags.

Wie alles begann

Das ungarische Unternehmen Mü-Gu Kft. blickt 2022 auf eine durchaus bewegte Geschichte zurück. Einer, der von Beginn an mittendrin statt nur dabei war, ist József Máthé, der von der Gründungszeit berichtet: „Herbert Müller-Guttenbrunn reiste schon in den 80er-Jahren nach Ungarn, um Material für seine Betriebe im Mostviertel zu erwerben. Anfang 1990 lernten wir uns durch Zufall kennen und kamen ins Gespräch. Damals meinte Herbert, er suche einen Techniker.“

Máthé war zu diesem Zeitpunkt als technischer Zeichner tätig und durch sein technisches Knowhow der ideale Mann für die Eigentümerfamilie. Máthé beschloss kurzerhand eine Woche mit nach Österreich zu kommen, um das Unternehmen kennenzulernen. Doch die bereits geplante Expansion nach Ungarn fand Máthé so spannend, dass er sich trotz schweren Herzens von seiner ungarischen Familie trennte und ein ganzes Jahr in Österreich blieb, um den geplanten Aufbau des neuen Unternehmens vorzubereiten. Seine Expertise als technischer Zeichner war insofern gefragt, weil es im ersten Schritt neben der Suche nach einem geeigneten Betriebsgelände vor allem um die Planung der gesamten Werksinfrastruktur ging. 1992 wurde das Betriebsareal in Betrieb genommen und József Máthé zum Geschäftsführer der Mü-Gu Kft. ernannt.

„Unser erworbenes Firmengelände war eine ehemalige Schlackenhalde, dementsprechend gab es keine Infrastruktur. Wir errichteten eine Gleisanbindung, ein Bürogebäude mit großzügigem Pausenraum für die Mitarbeiter und bekamen eine alte Schere der damaligen Schrott Mü-Gu GmbH, was eine gute Basis bildete. Von einem anderen Unternehmen kauften wir eine alte Mühle, doch diese brannte unglücklicherweise 1994 ab. Vor dem Hintergrund der Ostöffnung war diese Zeit nicht einfach für das junge Unternehmen.“ Dazu kamen große Herausforderungen beim Materialeinkauf. Die ungarischen Sammelsysteme waren Anfang der 90er noch nicht gut strukturiert und so musste Mü-Gu Kft. Materialströme verarbeiten, die wenig wertvolle Rohstoffe enthielten. Wirtschaftlich war das nicht immer einfach – dazu kam ein aktiver Schwarzmarkt, der die rechtlich korrekte Materialbeschaffung erschwerte. Obwohl die Mü-Gu Kft. schon im Jahr 1998 einen Shredder im Einsatz hatte, ließ der Erfolg lange auf sich warten. Übrigens: Bis heute gibt es in Ungarn insgesamt nur drei Shredder – einer davon wird nach wie vor von Müller-Guttenbrunn betrieben.

Der ehemaliger Mü-Gu Kft. Geschäftsführer József Máthé (links) und der aktuelle Geschäftsführer Nándor Hoffmann (rechts) berichten über die Entwicklung des ungarischen Unternehmens.

Neben den großen wirtschaftlichen Herausforderungen bewegten aber auch persönliche Schicksale die Geschichte des Unternehmens, wie Máthé berichtet: „Die Spitze des Eisberges war mein Herzinfarkt im Jahr 2003. Dankenswerterweise bekam ich eine großzügige Unterstützung der Muttergesellschaft und erhielt einen Aufenthalt zur medizinischen Behandlung in einem österreichischen Rehabilitationszentrum. Ich musste zum Wohle meiner Gesundheit einen Schlussstrich ziehen, kürzertreten und räumte mein Büro. Bis 2011 unterstützte ich das Team des Handelsbereichs, danach wurde ich Berater vor allem im Bereich der Investitionen und Expansionen.“ Doch alle Herausforderungen wurden im Laufe der Zeit gut gemeistert und so konnte sich das Unternehmen wirtschaftlich wie personell positiv weiterentwickeln. Waren es in den Anfangsjahren noch rund 50 Mitarbeiter, so konnte der aktuelle Geschäftsführer Nándor Hoffmann den Personalstand seit 2013 auf 110 Mitarbeiter erhöhen. Aber auch die ungarischen Umweltauflagen haben sich verschärft, wodurch das Vormaterial im Laufe der Zeit immer qualitativer wurde und der Betrieb sich auch wirtschaftlich verbesserte. MGG Mü-Gu Kft. ist heute ein modernes Industrieunternehmen, welches sich auf die Verarbeitung von Eisen und Metallabfällen spezialisiert hat. Auf dem rund 40.000m2 großen Areal befinden sich ein 1.250 PS-Shredder, eine Hydraulikschere und weitere Vorrichtungen zur Separation von Eisen- und Nichteisen-Metallen.

 Nándor Hoffmann – der neue Geschäftsführer!

Geschäftsführer Nándor Hoffmann spricht über die aktuellen Herausforderungen.

Nándor Hoffmann wurde 2012 zum Geschäftsführer des Unternehmens ernannt, was eine für ihn durchaus fordernde Übernahme des Unternehmens bedeutete: „Mü-Gu Kft. war in unserer Region schon sehr bekannt, somit lag die Latte für mich als neuer Geschäftsführer durchaus hoch. Ich gebe zu, das war anfangs gar nicht so einfach, denn es gibt keinen Abendkurs oder Studiengang, in dem man in kürzester Zeit lernt, was die Aufgaben eines guten Geschäftsführers sind, geschweige denn bekam ich ein Erfolgsrezept in die Hand gedrückt, wie man noch erfolgreicher wird. Ich musste mir dieses Business also selbst beibringen und nebenbei viele Verträge überprüfen und eine zukunftsfitte Struktur in den Betrieb integrieren. Die ersten drei Jahre, in denen wir uns als Unternehmen neu aufstellten, waren für mich ein wahrer Albtraum. Die vielen schlaflosen Nächte haben sich im Endeffekt aber erfreulicherweise gelohnt.“

Regelmäßige Besuche und intensive Gespräche sind Nándor Hoffman (links), Christian Müller-Guttenbrunn (Mitte) und József Máthé (rechts) ein wichtiges Anliegen. So kann das ungarische Unternehmen von seinen Schwesterfirmen in Österreich in Sachen Knowhow profitieren.

Inzwischen hat Nándor Hoffmann das Unternehmen ausgezeichnet im Griff und es steht auf stabilen Beinen. Dennoch ist auch Mü-Gu Kft. mit aktuellen Herausforderungen konfrontiert. „Auch bei uns schießen die Strompreise gerade durch die Decke, wir zahlen derzeit für die Energieversorgung 13-mal so viel als noch vor einem Jahr. Zusätzlich wird sich das Abfallwesen in Ungarn im nächsten Jahr stark verändern, denn die Recyclinglizenzen wurden an ein großes Unternehmen vergeben. Wir als Mü-Gu Kft. wissen jedoch eines: Globale Unsicherheiten haben uns noch nie aus der Bahn geworfen, da wir bis jetzt immer schnell und gut reagieren konnten“, betont Hoffmann.

Trotz allem steckt der Geschäftsführer die Ziele für die nächsten Jahre in gewohnter MGG-Manier sehr hoch: „Wir wollen uns weitere Maschinen anschaffen. Die Erhöhung der Recyclingtiefe steht natürlich immer an oberster Stelle. Durch die gute und enge Zusammenarbeit mit den anderen MGG-Niederlassungen profitieren wir natürlich auch in den Bereichen Technologie und Innovation.“

Ein Pensionist geht in Pension

József Máthé genießt die letzten Monate vor seiner Pension als Berater bei Mü-Gu Kft.

Seit seiner offiziellen Pensionierung ist Józef Máthé als Berater für Mü-Gu tätig und somit sozusagen nur auf dem Papier im Ruhestand. Im September 2022 feierte er bereits seinen 75. Geburtstag, allerdings sieht man ihm das Alter nicht an, denn nach wie vor sprudelt der ehemalige Geschäftsführer vor Ideen und Visionen für „sein“ Unternehmen. Mit Jahresende 2022 ist es nun aber tatsächlich soweit und Máthé zieht sich auch als Berater zurück.

Auf die Frage, was er mit seiner künftigen Freizeit anfangen wird, geht er für einen Moment schweigend in sich und verrät dann: „Da ich nie ein Hobby hatte, beziehungsweise Mü-Gu Kft. meine einzige Leidenschaft war, werde ich versuchen, mir die Budapester Museen schmackhaft zu machen. Bis jetzt habe ich nur zwei der vielen Galerien und Ausstellungen gesehen. Ein schönes Ziel wäre es doch, alle Museen der ungarischen Hauptstadt zu besuchen. Mein Handy werde ich allerdings immer in greifbarer Nähe lassen, vielleicht braucht das Team der Mü-Gu Kft. ja mal einen Rat von mir.“

Auf die Frage nach einem abschließenden Statement meint der Mann, der Mü-Gu Kft. geprägt und maßgeblich mitentwickelt hat: „Das Vertrauen von Herbert Müller-Guttenbrunn hat mich seit je her tief berührt. Die Zeit bei MGG hat mich sehr glücklich gemacht und ich sage es, wie es ist, ich liebe meinen Job! Zum Glück habe ich noch ein paar Monate, denn offiziell verlasse ich das Unternehmen erst Ende 2022. Meine Kollegen werden mich jedoch nicht so schnell los, da ich bestimmt noch einige Male auf einen Kaffee vorbeischauen werde. Nándor Hoffmann wünsche ich ganz viel Kraft, Energie und starke Nerven, denn die wird er brauchen, um die aktuellen Schwierigkeiten wie das neue Abfallsystem oder die Inflation erfolgreich zu meistern. Ich bin fest davon überzeugt, dass er diese Herausforderungen meistern und die richtigen Entscheidungen treffen wird.“

Mit 200 Gästen wurde der 30. Geburtstag von Mü-Gu Kft. gefeiert.

Ein Hoch auf Mü-Gu Kft.

Abseits der personellen Veränderungen stand Anfang Oktober die Festlichkeit anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums am Programm. „Wir haben in einem großen Zelt mit einer Bühne und einem umfangreichen Rahmenprogramm unseren 30. Geburtstag zelebriert. Zu diesem Festakt sind insgesamt 200 Gäste aus Österreich, Tschechien und Rumänien gekommen – darunter einige Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner sowie unser Bürgermeister“, berichtet Geschäftsführer Hoffmann. Im Rahmen der Ansprachen wurden die Erfolge der letzten Jahre sowie die Investitionen hervorgehoben. Alle Redner betonten, dass der Name „Mü-Gu Kft.“ in Ungarn für qualitatives Recycling steht und dass die Arbeit von der Bevölkerung wertgeschätzt wird. „Wenn ich mir zum Geburtstag unseres Unternehmens etwas wünschen darf, dann, dass die nächsten 30 Jahre so wunderbar werden, wie es die vergangenen fünf waren“, erhofft sich Hoffmann.

 Eine Dekade MGG Remat Arad

Übrigens: Mü-Gu Kft. ist nicht das einzige Unternehmen der Müller-Guttenbrunn Gruppe, das 2022 einen runden Geburtstag feiert. Das in Rumänien angesiedelte Werk S.C. Remat M.G., das im Jahr 2005 erworben worden war, wurde nun mit 1. Dezember 2022 auf MGG Recyling umfirmiert. MGG Recycling ist einer der größten Betreiber von Recyclinganlagen in Rumänien. Neben den eigenen drei Recyclinganlagen betreut das Unternehmen eine Vielzahl von Sammelstellen in ganz Rumänien. Hauptaktivitäten sind die Sammlung, Behandlung und der Handel mit Metallschrott, Nicht-Eisen-Metalle und Papier.

Vor 10 Jahren wurden mit der Eröffnung des Recyclingparks in Frumuseni (Nähe Arad) beachtliche Verarbeitungskapazitäten für die Verwertung von Kabel, Elektro- und Elektronikschrott geschaffen. Dadurch wurde MGG Recycling zu einem der größten Verwerter von Elektronikschrott. Die MGG Recycling sorgt nicht nur für die ordentliche Verwertung von Altautos, Elektro- und Elektronikschrott, Eisen und Nicht-Eisen-Metallen, sondern leistet auch mit der Sammlung und dem Recycling von Papier und Kunststoffen einen großen Beitrag zur Entlastung der Umwelt in Rumänien.

Auf diesem Weg wünschen wir beiden Betrieben einen schönen Geburtstag und weiterhin viel Erfolg.