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Juli 02, 2021

Brigitte Heiden kümmert sich seit vielen Jahren im Werk von MGG Polymers um verschiedenste Belange der Logistik. Für das traditionelle MGG-Staffelinterview, bei dem ein/e Mitarbeiter/in der Müller-Guttenbrunn Gruppe vorgestellt wird, lässt sie ausnahmsweise die Arbeit einmal für einige Minute ruhen und erzählt von ihrem Arbeitsalltag.

Frau Heiden, Sie sind mittlerweile seit zehn Jahren bei MGG Polymers tätig. Wie sind Sie zur Firma gestoßen?
Brigitte Heiden: Das war damals purer Zufall, dass ich hier gelandet bin. Eine Freundin von mir hat sich damals für die Stelle hier beworben. Allerdings wollte sie nur einen Halbtagsjob, was hier nicht möglich war. Sie hat mich angerufen und meinte, das wäre genau das Richtige für mich. Ich war gerade am Sonntagberg in der Basilika. Normalerweise habe ich mein Handy immer abgeschaltet, wenn ich dort bin – da hatte ich es allerdings vergessen. Ich bin noch am selben Tag hergefahren, habe mich vorgestellt und zwei Tage später habe ich hier zu arbeiten begonnen.

Was haben Sie davor beruflich gemacht?
Heiden: Ich habe gleich nach der Handelsschule begonnen bei der Firma Böhler zu arbeiten. Dort war ich 20 Jahre lang im Zeichenbüro bzw. im Versand tätig. Danach habe ich mich um einen Ganztagsjob umgesehen, den ich dann im Sägewerk bei Mayr-Melnhof gefunden habe. Die Arbeit dort war sehr vielfältig und hat mir immer Spaß gemacht – und schließlich bin ich hier bei MGG Polymers gelandet. Somit haben mich gleich drei verschiedene Werkstoffe – Metall, Holz und Kunststoff – durch mein Berufsleben begleitet.

Hier bei MGG Polymers sind Sie für die Logistik zuständig. Welche Aufgaben erwarten Sie hier tagtäglich?

Heiden: Ich kümmere mich um den Wareneingang – also bei uns konkret um das WEEE-Material, sprich das Material aus Elektro- und Elektronikaltgeräten. Dabei gilt es, die Lkws abzufertigen und sich um die Papiere sowie die behördliche Abwicklung zu kümmern. Der ordnungsgemäße Ablauf ist ganz besonders wichtig, wenn es sich um die fachgerechte Entsorgung der Reststoffe handelt. Da dürfen absolut keine Fehler passieren! Allerdings ist das nicht immer einfach, da wir hier von den Entsorgungsfirmen abhängig sind. Aus betrieblicher Sicht ist es natürlich schon wichtig, dass es zu keinem größeren Rückstau – ob bei Lkws, Anlieferungsmaterial, fertigen Produkten oder den zu entsorgenden Reststoffen – kommt.

Hier haben Sie bestimmt alle Hände voll zu tun. Zudem kommen Sie mit vielen Menschen in Kontakt. Überhaupt gilt das Logistik-Büro als ein Treffpunkt im Unternehmen – auf wen treffen Sie so aller?
Heiden: Jeden Tag in der Früh werden mit dem Produktionsleiter und dem Schichtleiter die Anlieferungen bzw. die Entsorgungen abgestimmt. Zudem kommen auch die Mitarbeiter immer wieder gerne zu uns herein. Neben meinem Chef sitzen noch drei weitere Kollegen mit mir im Büro – da ist immer jede Menge Spaß angesagt. Dazu kommen einige Menschen von extern – nicht nur die Lkw-Fahrer, sondern auch die Post- und Paketzusteller. Alle externen Firmen, die bei uns Arbeiten durchführen sowie auch diverse Vertreter oder sonstige Besucher müssen sich aus Brandschutzgründen bei mir in der Logistik anmelden, wenn sie die Firma betreten. Da gilt es in manchen Momenten wirklich stressresistent zu sein, wenn alle auf einmal etwas wollen und das Telefon auch noch läutet. Noch dazu sind viele der Fahrer der deutschen Sprache nicht mächtig – da wird dann schon einmal mit Händen, Füßen und dem Google-Übersetzer kommuniziert. Wer also einen ruhigen Job haben möchte, ist hier definitiv falsch! Ich mache meine Arbeit allerdings wirklich gerne und daher bringt mich nicht so schnell etwas aus der Ruhe. Da entwickelt man ein gewisses Talent fürs Multitasking!

Wie starten Sie in so einen abwechslungsreichen Arbeitstag?
Heiden: Ich bin schon immer um 6:15 Uhr im Büro und versuche noch in Ruhe einen Kaffee zu trinken, was nicht immer klappt, weil oft schon die ersten Lkws da sind. Um halb sieben ist dann mein offizieller Dienstbeginn, spätestens dann geht es schon munter los. Ich schicke die ersten Lkws zum Abladen, mache die Frachtpapiere, sende Dokumente an die Behörden. Im Laufe des Tages drehe ich auch einmal eine Runde, um mich selbst zu vergewissern, wie es mit dem Materiallagerstand aussieht. Manchmal bekomme ich auch von der Zollbehörde einen Kontrollbesuch, wenn eine Anlieferung überprüft wird– fad wird mir jedenfalls nicht.

Was sind denn im Laufe eines typischen Arbeitstages die größten Herausforderungen für Sie?
Heiden: Die Herausforderung ist trotz der fehlenden Ruhe wirklich alles genau und korrekt zu machen. Rechnungen sollen kontrolliert werden, gleichzeitig müssen die Lieferpapiere für die Entsorgung und den Rohmaterialeingang vorbereitet werden und die Fahrzeugwaage muss man auch im Auge behalten. Wenn ein Lkw eine Minute auf der Waage steht, wird garantiert gehupt – aber da darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch dann nicht, wenn jemand grantig ist und meint, den Ärger bei mir auslassen zu müssen. Da darf man sich nicht alles gefallen lassen, aber auch nicht einfach sofort auf stur schalten, denn schlussendlich ist ein Miteinander ganz wichtig.

Da tut sich wirklich immer etwas. Was macht Ihren Arbeitsplatz für Sie persönlich so interessant?

Heiden: Es ist und bleibt einfach immer spannend, weil man auf so viele verschiedene Leute trifft. Kein Tag ist wie der andere, stets sind Improvisationskünste gefragt. Ich fand es immer großartig hier, dass ich meine Arbeit selbständig erledigen kann. Dass sich jemand einmischt, kommt so gut wie nie vor. Super finde ich auch, dass wir ein sehr lustiges Büro sind. Unser Team arbeitet schon einige Zeit zusammen und wir haben viel Spaß. Es ist ein sehr junges Team, das mich auch jung hält – die Kollegen werden mir im Ruhestand bestimmt abgehen.

An welche spannenden Erlebnisse werden Sie sich, wenn Sie Ende des Jahres in Pension gehen werden, zurückerinnern?

Heiden: Spannend war und ist auf alle Fälle das Wechselspiel in der Anlieferungshalle: Entweder sie wird so leer, dass man die Sorge haben muss, dass bald kein Material mehr für die Produktion vorhanden sein wird. Ein andermal türmen sich dort wieder Materialberge auf, weil ein Lkw nach dem anderen kommt, und wir wissen nicht, wohin mit dem vielen Material. Woran ich mich auf jeden Fall erinnern werde, ist eine ganz besondere Episode, für die vor einigen Jahren ein Lkw-Fahrer bei uns gesorgt hat: Damals ist ein Lkw den gesamten Vormittag vor der Einfahrt gestanden. Als er auch zu Mittag noch da stand, haben wir geklopft und Ausschau nach dem Fahrer gehalten. Anschließend haben wir die Firma angerufen, die den Fahrer ebenfalls nicht erreicht hat. Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht und haben die Polizei gerufen. Als diese dann vor Ort war, ist der Fahrer plötzlich aus seiner Schlafkoje gekrochen und war völlig verschlafen bzw. verwundert, was denn da los ist. Er hat zum Glück nur tief und fest geschlafen.

Sie haben im letzten Jahrzehnt nicht nur solche Episoden erlebt, sondern auch drei Geschäftsführer. Was hat sich dabei im Laufe der Zeit verändert?

Heiden: Was sofort auffällt, ist der Umstand, dass der Platz immer weniger und es immer enger wird. Laufend wird investiert und modernisiert. Eine merkbare Veränderung war auf alle Fälle, dass die Müller-Guttenbrunn Gruppe das Werk 2017 vollständig übernommen hat. Der amerikanische Stil davor war für eine Mostviertlerin wie mich doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Bei Müller-Guttenbrunn merkt man schon, dass der Mensch weitaus mehr zählt als in einem riesigen Konzern. Das gibt einem schon viel Sicherheit!

Sie haben vorhin Ihren Ruhestand schon kurz angesprochen – im Dezember ist es ja soweit. Was werden Sie dann am meisten vermissen?

Heiden: Es mag ja Leute geben, die die Pension herbeisehnen. Ich gehöre definitiv nicht dazu, dafür bin ich immer zu gerne arbeiten gegangen. Allerdings werde ich den geregelten Tagesablauf und vor allem meine Arbeitskollegen vermissen. Ich kann es ja kaum glauben, dass es wirklich schon so weit ist – all die Berufsjahre sind so unglaublich schnell vergangen.

Es gibt aber doch auch bestimmt vieles, worauf Sie sich freuen werden…

Heiden: Ja, klar – vor allem freue ich mich darauf, mehr Zeit für meine zwei Enkerl zu haben. Dazu gehe ich gerne in den Bergen wandern, liebe Musik und Tanzen und vor fünf Jahren habe ich mit dem Bogenschießen angefangen. Dafür wird dann hoffentlich ebenso mehr Zeit bleiben als auch für Rockkonzerte, Vorträge oder interessante Kurse. Vielleicht mache ich auch wieder einmal einen Ballonflug, denn diesen Wunsch habe ich mir im Vorjahr erfüllt – und es ist – wie im Leben ganz generell – spannend, wo einen der Wind hintreibt. Einen Pensionsschock werde ich also garantiert nicht erleiden, so viel ist fix!

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen noch schöne Monate bei Ihrer Arbeit hier bei MGG Polymers und anschließend alles Gute für den (Un-)Ruhestand!