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April 21, 2023

Wenn es um das Thema Qualitäts- und Umweltmanagement bei den drei österreichischen Standorten der Müller-Guttenbrunn Gruppe geht, ist Lisa Rainer der Dreh- und Angelpunkt in Sachen Normierungen, Behörden, Notifizierungen und gesetzliche Grundlagen. Wir baten die Zweifachmutter zum Gespräch.

Frau Rainer, seit wann sind Sie bei Müller-Guttenbrunn? Wie und warum sind Sie damals dazu gekommen?

Ich bin seit Mai 2003 im Unternehmen tätig, feiere also im heurigen Mai meine 20jährige Firmenzugehörigkeit. Unterbrochen wurden diese 20 Jahre nur von den Geburten meiner beiden Töchter. Als ich mich nach der Matura, mit der ich die HLW Amstetten abgeschlossen habe, nach einem Job umgesehen habe, bin ich auch auf die Firma Müller-Guttenbrunn gestoßen. Als geborene Amstettnerin war mir das Unternehmen natürlich bekannt. Allerdings dachte ich damals ganz einfach: „Die machen Recycling und solche Dinge“. Aber was sich genau hinter den Mauern der Firma alles tut, war für mich zu diesem Zeitpunkt eher ein Mysterium.

Die Amstettnerin Lisa Rainer verantwortet die Bereiche Umwelt- und Qualitätsmanagement bei der Müller-Guttenbrunn Gruppe in Österreich.

Was sind Ihre Aufgabenbereiche?

Anfangs war ich bei der Anmeldung. Zu meinem Tätigkeitsfeld gehörten unter anderem das Verwiegen, die Rezeption und die Telefonverwaltung. Im Prinzip alles, was zur Anlieferung gehört. Wie sich später herausstellen sollte, war dieser Einstieg für meine weitere Laufbahn sehr hilfreich, weil ich einen guten Überblick über die gesamte Unternehmensgruppe und ihre Abläufe sammeln konnte. Etwa sechs Jahre nach meinem Firmeneinstieg wurde die Stelle der Assistenz der Geschäftsleitung frei, weil eine Kollegin schwanger war. Gemeinsam mit externen InteressentInnen habe ich mich beworben – und ich war mehr als stolz, als ich diesen Job dann bekommen habe. Als ich dann selbst schwanger wurde, habe ich mich – trotz großer Freude auf diese neue Aufgabe – mit einem wehmütigen Auge in die Karenzzeit verabschiedet. Nach der Geburt unserer ersten Tochter durfte ich mich über eine erneute Schwangerschaft und eine Schwester für meine Erstgeborene freuen. Für mich war aber schon immer klar, dass ich nicht zu Hause bleiben, sondern so rasch als möglich in die Berufstätigkeit zurückkehren möchte, was ich im Jänner 2015 auch tat. Ich wurde bei Metran im Sekretariat eingesetzt und übernahm bald diverse Vertretungen. In dieser Zeit hatte ich auch erstmals mit dem Qualitäts- und Umweltmanagement zu tun. Nach einiger Zeit kam es zu einem Umbruch in der Geschäftsleitung, einige Mitarbeiter wechselten zu Polymers. Ich bin in Amstetten geblieben, habe die Abteilung, in der ich tätig war, übernommen und war von da an für alle drei Betriebe zuständig.

 

Wenn ich noch einmal kurz zurück springen darf: Wie waren ihre anfänglichen Eindrücke, als Sie ins Unternehmen gekommen sind?

Zu Beginn war da der Blick auf die Anlieferung von Firmen und Privatpersonen, auf die Abläufe der Logistik. Das Thema Recycling kam erst später, als ich mich mit den Prozessen außerhalb meines Büros beschäftigte, insbesondere als ich begann, die Führungen für Schulklassen in allen drei Unternehmen von Chris Slijkhuis zu übernehmen. Diese Tätigkeit hat meine Sicht auf die gesamte Firmengruppe komplettiert.

Und sind Sie zufrieden?

Ja. Ständig am aktuellen Stand sein zu müssen, ist eine spannende Sache. Man ist permanent gefordert, sich weiter zu entwickeln. Es gibt keinen Stillstand, das passt perfekt zu mir.

Was bedeutet „Qualitäts- und Umweltmanagement“ genau?  Wie sehen ihre konkreten Aufgaben und Arbeiten aus?

Ich kümmere mich zum Beispiel um die geltenden Compliance-Richtlinien: Haben sich hier die rechtlichen Gegebenheiten geändert, gibt es für uns Handlungsbedarf? Notifizierungen gehören ebenso zu meinem Aufgabengebiet wie generell der Kontakt zu Behörden und Ministerien, wenn es darum geht, Auflagen umzusetzen oder Beantragungen einzubringen. Um hier immer auf dem aktuellsten gesetzlichen Stand zu sein, stehen laufend Seminare zur Weiterbildung auf dem Programm. Ebenfalls zu meinen Aufgaben zählen die ISO-Zertifizierungen. Unser Qualitätsmanagement ist nach ISO 9001 zertifiziert, das Umweltmanagement nach ISO 14001. Ich betreue hier das integrierte Managementsystem sowie die Audits aller drei Firmen. Risiken und Chancen müssen betrachtet werden, denn jedes Risiko birgt auch eine Chance. Es gilt zu erkennen, welche Risiken und Chancen wir haben und welche Maßnahmen sich daraus ergeben. Unter „integriertem Managementsystem“ versteht man die Verbindung von ISO 9001 und ISO 14001, beides – Qualität und Umwelt – wird nicht mehr getrennt voneinander betrachtet, sondern gemeinsam in einer Datei. Ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Geschäfts umfasst auch, dass die Abfälle korrekt eingestuft werden. Das erfolgt durch die Vergabe von Schlüsselnummern, die darüber Auskunft geben, ob zum Beispiel vom Abfall Gefahr ausgeht beziehungsweise welche Inhalte sich in den Abfällen befinden. Dieser Vorgang erfolgt in enger Abstimmung mit den zuständigen Fachleuten in den jeweiligen Firmen. Würden hier Fehler passieren, könnte es zu illegalen Verbringungen kommen und das wiederum könnte sogar rechtliche Schritte nach sich ziehen.

Die Abstimmung mit KollegInnen aus den unterschiedlichsten Bereichen zählt ebenso zu den Aufgaben von Lisa Rainer wie die Kommunikation mit den zuständigen Behörden.

Das klingt nach einem zentralen Aufgabenbereich, der in alle Unternehmensbereiche involviert ist.

Ja, das stimmt. Ich komme mit so ziemlich allen betriebsinternen Prozessen in Kontakt.

Was sind bei ihrer Arbeit die besonderen Herausforderungen?

Es gilt, sehr theoretische Inhalte wie z.B. die ISO-Zertifizierung in gelebte Praxis umzusetzen. Das ist eine große Herausforderung, vor der ich aber nicht alleine stehe, sondern an der ich im Verbund mit KollegInnen arbeiten darf. Mein Tätigkeitsfeld bzw. Berufsbild war nicht von Anfang an klar, es hat sich im Lauf der Zeit entwickelt. Als ich nach Abschluss der HLW bei Müller-Guttenbrunn begonnen habe, war in keinster Weise abzusehen, dass ich mich in diese Richtung entwickeln würde. So habe ich zum Beispiel Ausbildungen zum zertifizierten Qualitätsmanager und internen Auditor bei der TÜV-Akademie Austria absolviert. Ich bin in viele interne Prozesse eingebunden. Besonders Notifizierungen können sich oft sehr mühsam gestalten und über einen langen Zeitraum erstrecken. Es gilt, intensiv mit den zuständigen Behörden und Ministerien zu kommunizieren, exakte Terminvorgaben sind einzuhalten. Da nimmt man schon mal die eine oder andere knifflige Sache gedanklich „mit nach Hause“. Auch Anfragen von Lieferanten sind oftmals eine Herausforderung, die damit einhergehenden Abklärungen – beispielsweise zum Thema Machbarkeit – können sich umfangreich und kompliziert gestalten. Ich liebe an meinem Job, dass kein Tag dem anderen gleicht. Oftmals muss Geplantes wegen einer anderen Dringlichkeit verschoben werden, was große persönliche Flexibilität erfordert. Das alles gibt mir die Chance, mich weiter zu entwickeln und an den Aufgaben zu wachsen.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus?

Natürlich gibt es auch für mich Routine wie laufende Meldungen, Notifizierungen oder die Aktualisierung des Managementsystems. Aber eher in geringerem Maße, im Vordergrund steht die bereits erwähnte Flexibilität.

Sie sind für Metrec, Metran und Polymers zuständig. Wo liegen die Unterschiede beim Qualitäts- und Umweltmanagement bei diesen drei Unternehmen der Müller-Guttenbrunn Gruppe?

Die Materialen, die wir bei Metrec herein bekommen sind grundsätzlich immer die gleichen Ausgangsstoffe, das sind Altautos, die zuerst schadstoffentfrachtet werden, und danach wird im Shredder das Eisen gewonnen. Oder der Elektroschrott ist auch immer eine relativ ähnliche Grundmasse. Bei Metran hingegen muss jeder eingehende Abfall zuerst analysiert und danach mit unterschiedlichsten Verfahren und Maschinen getrennt werden. Bei MGG Polymers geht es primär um Kunststoffrecycling, hier liegen die großen Herausforderungen vor allem beim Zusammentreffen von Abfallwirtschaft und Produktgesetzgebung.

Zur regelmäßigen Qualitätskontrolle gehört auch die Überprüfung der Brückenwaage und deren Radioaktivitätsscanner mittels eines Stückes Cäsium 137.

Sie machen auch Werksführungen beispielsweise für Schulen. Welche Botschaft ist für Sie bei diesen Besichtigungen am Wichtigsten? Und: Was sind die meist gestellten Fragen der Schüler?

Der Umweltgedanke ist Gott sei Dank bei der jungen Generation bereits sehr stark verankert. Es ist aber auch enorm wichtig, den Recycling-Gedanken zu fördern. Wir arbeiten hier mit wertvollen Rohstoffen, die auf unserer Erde nur endlich vorhanden sind. Wir müssen dafür sorgen, dass zum Beispiel Kupfer wieder in Kupferhütten und Alu wieder in Aluhütten landet, um diese Stoffe im Kreislauf zu halten. Es bedarf einer Bewusstseinsbildung für die Kreislaufwirtschaft, die wiederum konsequente und richtige Mülltrennung voraussetzt. Und dieser Weg beginnt bereits zu Hause. Spannend gestalten sich immer wieder Diskussionen mit Studenten, wenn es zum Beispiel um das Verschwinden von Altfahrzeugen nach Afrika geht. Vielfach stellt sich von Seiten der Studierenden die Frage, warum dieser Umstand negativ zu sehen ist, wo doch die Fahrzeuge noch ein paar Jahre von Menschen genutzt werden können, die diese Fahrzeuge dringend benötigen. Nicht in Betracht gezogen wird hier aber, dass die Fahrzeuge letztendlich in diesen Ländern deponiert, und nicht wie bei uns, fachgerecht recycelt werden. Die zentrale Botschaft bei diesen Führungen lautet immer: Was kann ich als Einzelner für die Umwelt tun? Eine fachgerechte Entsorgung unterstützt die Umwelt, unterstützt die Gesundheit, unterstützt unser Landschaftsbild, unsere Heimat.

Ich darf Ihnen zum Abschluss noch ein paar persönliche Fragen stellen. Nachdem „Umwelt“ in ihrer Aufgabendefinition steht: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit in ihrem Privatleben? Und: Ist grüne Energie außerhalb Ihrer Arbeitszeit ein wichtiger Teil Ihres Alltags?

Absolut. Ich bin stolz darauf, in einem Betrieb tätig sein zu können, der mit diesen Themen arbeitet. Daraus ergibt sich selbstredend meine Rolle im Privatleben: ich achte mit Argusaugen über die richtige Mülltrennung meiner Familie. Aber nicht nur der Recyclinggedanke ist mir und uns als Familie wichtig. Wir versuchen, unser Leben nachhaltig zu gestalten. Unser Haus verfügt über eine Stückgut-Heizung, eine Luftwärmepumpe und neuerdings auch über eine Photovoltaikanlage. Für die Zukunft ist es das „Um und Auf“, unseren Kindern ein Vorbild zu sein.

Und nun wirklich die letzte Frage: Wer steckt denn hinter der Privatperson Lisa Rainer?

Ich bin 41 Jahre, wohne mit meiner Familie in Amstetten, bin verheiratet und stolze Mutter von zwei Töchtern (9 und 11 Jahre). Im Privatleben bin ich vor allem sehr naturverbunden, meine Hobbies sind Wandern und Fotografieren, denn sie bilden einen perfekten Ausgleich zum teilweise doch stressigen Beruf. Gemeinsam mit meinem Mann bin ich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und wir bewirtschaften zwei Mal pro Monat ehrenamtlich die Amstettner Hütte auf der Forsteralm.

Frau Rainer, vielen Dank für das umfassende Gespräch, die spannenden Einblicke in ihren beruflichen Alltag.