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Juli 29, 2022

Am Prinzip der Kreislaufwirtschaft kommen heutzutage auch Automobil-Erzeuger nicht mehr vorbei. Durch die steigende Anzahl an verkauften Elektroautos machen sich viele Unternehmen Gedanken über die ökologischen Herausforderungen bei der Entsorgung bzw. der stofflichen Wiederverwertung von Elektroautos und deren Batterien. Eine Herausforderung auch für die Recyclingbranche, weshalb wir MGG-CEO Christian Müller-Guttenbrunn zum Interview baten.

MGG-CEO Christian Müller-Guttenbrunn

Sehr geehrter Herr Müller-Guttenbrunn, der Ankauf eines Elektro-Autos erfreut sich bei den Österreichern immer größerer Beliebtheit. So wurden im Vorjahr bereits mehr Elektroautos angemeldet als Dieselfahrzeuge. Wurden am Metrec-Standort Amstetten bereits E-Autos verschrottet?

Christian Müller-Guttenbrunn: Ja, es handelte sich dabei aber vor allem um Unfall-Autos. Nach anfänglicher Ratlosigkeit haben wir aber Wege gefunden, wie wir diese Herausforderungen meistern. Die Entsorgung von Elektro-Kraftfahrzeugen ist im Moment aber noch ein vernachlässigbares Thema. Wenn die Entwicklung jedoch so weitergeht, könnte es in einigen Jahren zu großen Herausforderungen kommen. Vor allem die Handhabung der Batterien ist das Thema: Akkus enthalten mehr oder weniger Restenergie, die sich nicht entflammen oder explodieren darf.

Deshalb haben die meisten KFZ-Hersteller bereits Überlegungen angestellt, wie man die Rückgewinnung der Autobatterie im eigenen Unternehmen bewerkstelligen kann. Ich verstehe das auch, es geht für die Konzerne nämlich um jede Menge Geld! Die Akkus sind der wertvollste Teil im E-Auto. Im Prinzip haben sie auch eine hohe Lebensdauer, nur lässt eben der Wirkungsgrad mit der Zeit nach. Eine gute Alternative ist es daher, nicht den gesamten Akku zu tauschen, sondern nur einzelne Zellen der Batterien, um wieder eine höhere Leistungsfähigkeit des Akkus zu erlangen.

Aber dieses Thema hat auch eine monetäre Komponente. Stellen Sie sich vor, die Akkus in einem Elektroauto haben einen Wert von 10.000,- Euro. Selbst wenn sich der Wirkungsgrad halbiert, steckt da noch jede Menge Energie drinnen, die auch wertvoll ist  – im konkreten Beispiel also grob gesagt 5.000,- Euro. Diese Altbatterien beinhalten also noch jede Menge finanzielles Potenzial, welches sich die Autohersteller auf Sicht nicht entgehen lassen werden. Die Frage wird sein, wie man aus diesen leistungsschwachen Akkus wieder die volle Power rausholen kann oder ob es alternative Einsatzgebiete – zum Beispiel als Speicher von privaten Photovoltaikanlagen – gibt.

Welche Risiken birgt die Entsorgung eines Elektroautos?

Christian Müller-Guttenbrunn: Die Entsorgung eines benzin- oder dieselgetriebenen Fahrzeugs ist relativ einfach. Da haben wir bei MGG Metrec seit Jahrzehnten große Routine. Bei einem Elektroauto gibt es zahlreiche Stromleitungen, die im ganzen Auto verteilt sind, und das macht das Ganze spezieller. Man kann E-Autos nicht einfach mit einer Zange zerlegen, das Werkzeug muss speziell beschichtet und vor allem die Mitarbeiter dahingehend ausgebildet sein. Es kann aber immer wieder etwas passieren. Schließlich ist möglicherweise noch Stromspannung im zu entsorgenden Fahrzeug vorhanden und bei unsachgemäßer Behandlung kann so ein Akku in Flammen aufgehen! Das ist dann sozusagen der Worst Case.

E-Auto-Wracks können noch unter Strom stehen. Daher ist beim Recycling höchste Vorsicht geboten.

Haben Sie für einen solchen Fall Vorsorge getroffen?

Christian Müller-Guttenbrunn: Wir sind gerade dabei, mögliche Lösungen genauer zu betrachten. Im Moment prüfen wir, ob bauliche Maßnahmen, zum Beispiel Boxen, die man mit Wasser fluten kann, eine Möglichkeit sind. In diese Tauchbecken würde man ein brennendes E-Auto versenken und ausbrennen lassen. Ein Nachteil bei dieser „Tauchvariante“ ist, dass das verwendete Wasser in der Box nach dem Brand kontaminiert ist und speziell entsorgt werden muss.

Wir setzen daher eher auf neue Löschtechnologien, mit denen man einen Brand der Batterie ohne Wasser in den Griff bekommt. In Holland gibt es bereits spezielle Löschgeräte, die so einen Akkubrand in wenigen Sekunden im Keim ersticken! Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Sie selbst fahren auch ein Elektro-Auto. Wie fühlt sich das für Sie an?

Christian Müller-Guttenbrunn: Vom Fahrkomfort her ist es ein tolles Erlebnis. Sind Sie schon einmal im Prater Autodrom gefahren? Man steigt aufs Gaspedal und die Kraftübertragung erfolgt ohne Verzögerung. Das macht wirklich Spaß! Mittlerweile ist es durch staatliche Förderungen auch finanziell lukrativer als noch vor einigen Jahren. Ich denke, dass E-Autos unsere künftige Mobilität ganz entscheidend prägen werden.

Herr Müller-Guttenbrunn, wir danken Ihnen für das Gespräch!